Titelbild: awojcikkk/Pixabay
Ein Forschungsteam unter Leitung von Professor Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum Frankfurt (SBiK-F) hat die Auswirkungen von Reifenabriebpartikeln auf Süßwasser-Ökosysteme untersucht. Ihre nun erschienene Studie zeigt: Das aus dem Straßenverkehr stammende toxische Partikelgemisch schädigt wichtige Wasserorganismen. Die Forschenden warnen vor der unterschätzten Gefahr für unsere Umwelt.
Die nano- bis mikrometergroßen Partikel, die kontinuierlich durch die Abnutzung von Reifen und Straßenoberflächen entstehen, werden durch Wind und Regen leicht in der Umgebung verteilt. So gelangen sie auch in Gewässer und gefährden deren Ökosysteme, so die Studie. Die Forscher untersuchten die Auswirkungen auf Larven der Zuckmückenart Chironomus riparius – eines der häufigsten Lebewesen in Gewässerökosystemen – und kam zu alarmierenden Ergebnissen: Der Reifenabrieb beeinträchtigt demnach das Überleben, die Entwicklung und die Fortpflanzung der Organismen: „Die winzig kleinen Reifen- und Straßenabriebpartikel sind eine chemisch komplexe Mischung aus vielen verschiedenen Komponenten wie Mikroplastik, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs), Mineralölen, Metallen, Reifengummi und synthetischen Chemikalien, einschließlich Reifengummizusätzen und Weichmachern.“ Über 20.000 Tonnen von diesem Gemisch würden jedes Jahr allein in Deutschland in Gewässer eingetragen.
„Das kontaminierte Sediment erhöhte die Sterblichkeit um fast 30 Prozent. Auch die Fruchtbarkeit nahm sichtbar ab“, heißt es weiter. Die in den Partikeln enthaltenen Schadstoffe wirken sich demnach zusammen toxischer auf Wasserorganismen aus, als es jede einzelne Komponente alleine tun würde. Als besonders besorgniserregend stellt die Studie heraus, dass die beobachteten Fortpflanzungsstörungen möglicherweise über mehrere Generationen hinweg bestehen bleiben könnten.
Literatur: RIGANO, L. et al. (2024): Mind your tyres: The ecotoxicological impact of urban sediments on an aquatic organism. Science of The Total Environment 951: 175597
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