„Save a Life“ – Protest im frühen Aquaristik-Web
Proteste sind besondere gesellschaftliche Ereignisse. Dem lateinischen Ursprung nach bedeutet protestieren „öffentlich bezeugen“ – also eine Meinung oder eine politische Position wahrnehmbar kundtun. Von der klassischen Demonstration mit Plakaten über die wütenden Leserbriefe an Zeitungen bis zu Petitionslisten mit unzähligen Unterschrift en war das Spektrum verschiedener Protestformen bereits vor Zeiten des Internets groß. Durch das World Wide Web öffnete sich ein neuer Raum für Proteste und auch im Aquaristik-Web regte sich schon bald der Protest. Ein Beispiel dafür war die Aktion „Save A Life – Boycott AquaBabies“, die vor allem im englischsprachigen Aquaristik-Web Wellen schlug, aber auch auf einigen deutschen Vivaristik-Websites verlinkt wurde.
Die Protestwebsite im Jahr 1999.
Worum ging es konkret? Eine Firma aus dem US-Bundesstaat Kalifornien verkaufte seit den 1990er-Jahren über Drogerien, Supermärkte und den Spielzeughandel in großem Stil die sogenannten „AquaBabies“. Dabei handelte es sich um 10-cm-Würfel aus Acrylglas, die also gerade einmal einen Liter Fassungsvermögen hatten. Diese Würfel wurden im Komplettset mit Bodengrund, Steinen, Wasserpflanzen und Fischen, Zwergkrallenfröschen oder Krabben verkauft . Auf einen Filter, so wurde es auf der Website des Herstellers beworben, könne man bei diesen Becken verzichten.
Ein solches „Aquarium“, egal ob mit Krabben, Fischen oder Fröschen als Bewohnern, ist aus deutscher Perspektive nach dem Tierschutzgesetz verboten und im Sinne des Tierwohls auch schlicht ein No-Go. In den USA hingegen waren und sind das Verständnis von Tierwohl wie auch der gesetzliche Tierschutz auf einem anderen Level, weshalb unter einer neuen Webadresse noch heute „AquaBabies“ für die USA im Web angeboten werden.
Die Websites der „AquaBabies“ im Jahr 1998.
Der Protest, der sich in den 1990er-Jahren im Web formierte, hat aber dennoch etwas bewirkt. Mit einer Online-Petitionsliste und einer Protestbrief-Aktion an die Händler und Handelsketten, die die „AquaBabies“ in ihrem Sortiment führten, wurde der Protest laut artikuliert. Die Kritik an dieser Form der Tierhaltung überzeugte schließlich eine ganze Reihe von Geschäften und Ketten, das Produkt aus ihrem Sortiment zu nehmen.