Die siebzehnsprachige Apfelschnecke – über Kooperation im frühen Web
Im Internet begegnen sich Menschen aus der ganzen Welt, über alle Grenzen und Sprachbarrieren hinweg. Für Aquarianerinnen und Aquarianer ist es besonders spannend, sich international über das Hobby austauschen zu können. Dafür braucht es heute längst kein profundes Englisch und keine Wörterbücher mehr. Die führenden Social-Media-Plattformen haben Übersetzungsfunktionen eingebaut, und es gibt im Web kostenlose und sehr zuverlässige Anbieter für maschinelle Übersetzungen: Text schreiben, Knopf drücken, Übersetzung fertig.
Im frühen Web gab es solche maschinellen Übersetzungen noch nicht. Auf der IT Messe CeBIT wurde 1997 der Prototyp eines Übersetzungsprogramms (genannt „Verbmobil“) vorgestellt, das spontan Sprache ins Englische übersetzen können sollte. Es besaß einen Wortschatz von rund 2.500 Wörtern, halb so viel wie Kinder bei ihrer Einschulung. Google startete seinen heute so bekannten Übersetzungsdienst erst 2006, und zunächst konnte der auch nur aus dem Englischen ins Arabische dolmetschen.
Wie gelang es aber ohne maschinelle Unterstützung, dass die englischsprachige Apfelschnecken-Website Applesnail.net bereits 2001 teilweise auch in Deutsch, Niederländisch, Portugiesisch, Russisch und 2005 dann in insgesamt 17 Sprachen verfügbar war? Dahinter steckt eine Geschichte, die typisch ist für das frühe (Aquaristik-)Web. Was technisch nicht möglich war, wurde durch Kooperation gelöst.
Das Interesse an Apfelschnecken (von deren invasivem Potenzial mal ganz abgesehen: Handel, Haltung und Vermehrung der Gattung Pomacea sind mittlerweile ja durch die Pflanzengesundheitsverordnung EU 2016/2031 europaweit verboten) war im frühen Web offenbar groß. Die von einem Niederländer betriebene englischsprachige Website Applesnail.net zog Besucher aus vielen Ländern an.
Dieses internationale Publikum wurde ermuntert, Applesnail.net vielsprachiger zu machen. Wer die Startseite von Applesnail.net mit allgemeinen Informationen rund um Apfelschnecken in seine jeweilige Muttersprache übersetzte, der durfte den übersetzten Text inklusive Fotografien und Abbildungen dann auch für seine eigene private Website nutzen. Also ein Tausch von Übersetzungsleistung gegen Inhalte, und Kooperation als Schlüssel zum Fortschritt.