Als Aquarianer surfen lernten - Rückblick auf die Geschichte der Aquaristik im Internet aus aquaristik 01/2025

Als Aquarianer surfen lernten - Rückblick auf die Geschichte der Aquaristik im Internet aus aquaristik 01/2025

Was das archivierte Internet über das Alter von Schützenfischen verrät

Ich behaupte ja immer wieder, das Aquaristikweb in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren stellt aus heutiger Sicht einen riesigen Schatz an sorgsam zusammengetragenem Wissen dar. Die damaligen Pioniere des neuen Mediums „Internet“ probierten nämlich auf ihren Websites viele verschiedene Dinge einfach mal aus und gingen dabei oft in ganz spannende Richtungen.

Man stelle sich beispielsweise vor, es gebe eine Website, auf der das erreichbare Lebensalter von Zierfischen mit Quellenangaben dokumentiert wird. Solch eine Website wäre doch mal einen Besuch wert, oder? Tatsächlich gab es um das Jahr 2000 sogar mindestens zwei solcher Websites im deutschsprachigen Raum. Dank des „Internet Archive“ stehen uns die Webseite über die „Die Lebensdauer der Fische“ von Manfred Velt (Screenshot 1 aus November 1999) und die „Auflistung des möglichen Alters von Süßwasserfischen in der Gefangenschaft“ von Rainer Schneck (Screenshot 2 von Oktober 1999) auch heute noch als Informationsquelle zur Verfügung.

Die Listen wurden auf beiden Websites nach dem gleichen Muster erstellt, nämlich basierend auf Informationen von verschiedenen anderen Websites und aus der Fachliteratur. Hinzu kamen Hinweise und Erfahrungswerte aus Newsgroups. Der kooperative Geist des frühen Internets half also dabei, möglichst viele relevante Altersdaten zusammenzutragen.

Die aufwendigen Arbeitsschritte, nämlich die aus vielfältigen digitalen und analogen Publikationen und oft auch per Mail gewonnenen Altersangaben „jeweils nach dem höchsten Alter der Fische“ zu sortieren und einzutragen, zählen zu jenen mühevollen Leistungen, die private Websites aus jener Zeit so sehr auszeichnen. Sind wir es mittlerweile doch zumeist gewohnt, dass Computer oder Datenbanken das Sortieren und Strukturieren von Informationen für uns ganz automatisch übernehmen. Im frühen Web wurden solche Aufgaben hingegen oftmals von Hand erledigt.

Spannend an den beiden Listen ist nicht nur, dass zahlreiche geläufige und auch eine Reihe seltenerer Zierfischarten (beispielsweise Schützenfische, Gattung Toxotes) hier mit einem belegten (Mindest-)Lebensalter verzeichnet sind. Für mich ebenso spannend ist die Quelle für vieler dieser Altersangaben, nämlich das FidoNet. Dabei handelt es sich um ein Mailboxnetz, das während der 1980er- und 1990er-Jahre weltweite Kommunikation ermöglichte. Habt Ihr Euch damals auch über das FidoNet zu Aquaristikthemen ausgetauscht? Über die Aquaristik im FidoNet berichte ich gerne demnächst ausführlich in dieser Kolumne.