Von sehr beliebt bis extrem schwer zu finden

Von sehr beliebt bis extrem schwer zu finden

Sulawesigarnelen benötigen das richtige Wasser

Text: ULLI BAUER
Fotos: WERNER KLOTZ
Titelbild: CHRIS LUKHAUP

 

Die recht empfindlichen Sulawesi-Garnelen sind seit 2007 im Handel in Deutschland, der Durchbruch kam aber erst mit den Sulawesi-Salzen, die vom Garnelenhaus entwickelt wurden. Die Garnelenzüchter Frank und Carsten Logemann waren selbst nach Sulawesi geflogen, um Habitate zu besuchen und Wasserwerte zu messen, denn die zuerst importierten Tiere stellten selbst erfahrene Garnelenhalter vor ernste Probleme. Leitungswasser eignet sich in den allermeisten Fällen nämlich nicht für diese Tiere.

Für die passenden Wasserwerte wird Osmosewasser nach Anleitung mit dem entsprechenden Sulawesi-Mineralsalz aufbereitet und so auf die korrekten Wasserwerte gebracht – ganz ohne unerwünschte Stoffe. Die wurden zuerst nach exakten Analysen der Inhaltsstoffe in den Wasserproben von den Logemanns entwickelt und sind heute noch der Standard in der Szene.

 Carsten (links) und Frank Logemann haben Sulawesi mehrmals bereist und Wasserproben zur Analyse mitgebracht.
(Foto: Chris Lukhaup)

 

Das passende Aquarium

Dennoch bleibt die Haltung der bunten Garnelen aus Sulawesi knifflig, weil sie neben den speziellen Wasserwerten sehr warmes Wasser mit Temperaturen zwischen 28 und 30 °C brauchen und es nur wenige Wasserpflanzen gibt, die diese Bedingungen überstehen. Damit fehlt im Aquarium ein wichtiges Element zum Schadstoffabbau – dies muss durch einen entsprechend leistungsfähigen Filter kompensiert werden, der dennoch nicht zu viel Strömung erzeugen darf. In den Alten Seen ist das Wasser sehr nährstoffarm und auch im Aquarium sollten Nitratwert und Keimbelastung möglichst niedrig gehalten werden.

 Ein Hartsubstratbewohner auf Felsen aus dem Malili-Seensystem ist Caridina striata. (Foto: Chris Lukhaup)

Im Mahalona-See wachsen zwischen den Felsen auch Pflanzen.

 

Biofilme und Algenbeläge

Dennoch müssen so viele Nährstoffe vorhanden sein, dass sich die Algenfilme bilden können, von denen die Garnelen (und auch die Schnecken) leben. Das Aquarium muss mindestens sechs Wochen einlaufen, damit sich ausreichend Biofilme und Algenbeläge bilden können.

Weil viele Sulawesi-Garnelen ziemlich stressanfällig sind, wird das Aquarium mit vielen Steinaufbauten und einigen Wurzeln eingerichtet, damit die Garnelen immer einen Unterschlupf in der Nähe haben. Am besten verwendet man hier Wurzeln, die schon mehrere Jahre in einem Aquarium gelegen haben, damit sie die Wasserwerte nicht mehr stark beeinflussen.

 

Vergesellschaftung und Fortpflanzung

Mit Tylomelania-Schnecken aus den Alten Seen lassen sich Sulawesi-Garnelen gut vergesellschaften. Es gibt Hinweise, dass die Tiere den Kot der Schnecken besonders gut verwerten können. Ansonsten gilt: „Grundsätzlich sind die Sulawesigarnelen keine Bewohner für Gesellschaftsbecken, man sollte ihnen schon ein eigenes Aquarium gönnen und es artgerecht einrichten“, betont Carsten Logemann.

Sulawesi-Garnelen aus den Alten Seen gehören dem spezialisierten Fortpflanzungstyp an. In der Regel tragen sie nur ungefähr 15 bis 20 Eier und sind damit deutlich weniger produktiv als andere Zwerggarnelen. Nach einer temperaturabhängigen Tragezeit von drei bis vier Wochen entlassen die Weibchen ihre fertig entwickelten Jungtiere.

 

Garnelen aus dem Malili-Seensystem

Die Malili-Seen bestehen aus Matano-, Towuti-, Mahalona-, Lontoa- und Masapi-See. Die Haltung der Sulawesi-Kardinalsgarnelen (Caridina dennerli) aus dem Matano-See ist vergleichsweise einfach, die Tiere eignen sich gut als Einsteigertiere.

Generell scheinen die dort beheimateten Garnelen nicht ganz so empfindlich zu sein wie beispielsweise die aus dem Towuti-See. Für sie eignet sich das einfacher zu verwendende „Sulawesi Mineral 7,5“. Die Garnelen aus dem restlichen Malili-System (Towuti, Mahalona, Lontoa und Masapi) dagegen zeigen sich in Wasser stabiler, das mit dem etwas aufwändiger anzusetzenden „Sulawesi Mineral 8,5“ aufbereitet wird.

 

Garnelen aus dem Pososee

Die Garnelen aus dem Poso-See mit ihrer bekanntesten Vertreterin, der Blaufußgarnele (Caridina caerulea; der einzigen Sulawesi-Garnele mit blauen Pigmenten), sind ebenfalls etwas einfacher zu halten und vermehren sich im Aquarium recht willig. Auch bei ihnen kann man gut mit dem „Sulawesi Mineral 7,5“ arbeiten.

Einige dieser Arten sind in der Aquaristik sehr beliebt, andere extrem schwer zu finden und auf lange Sicht noch schwerer zu halten. Der Erfahrungsaustausch der Sulawesi-Züchter untereinander ist daher unglaublich wichtig und wertvoll, damit diese schönen Garnelen auf Dauer überleben können.

 Eine Gruppe Caridina longidigita im Poso-See.

 

Woher bekommt man Sulawesi-Garnelen?

Gut etablierte Arten wie die Kardinalsgarnele findet man bei vergleichsweise vielen privaten Züchtern zur Abgabe. Manche Shops importieren Nachzuchten aus dem Ausland und sogar Wildfänge. In der Natur sind einige Arten der Sulawesi-Garnelen mittlerweile sehr selten geworden. Vor allem Einsteiger sollten daher immer auf Nachzuchten setzen!

 

Beeindruckende Umgebung

„Die Seen des Malili-Systems, Poso, Matano, Mahalona, Towuti, sind unter Wasser eher steinig und es sieht teilweise aus wie eine Geröllwüste… Die Farbenpracht bringen die Tiere mit, insbesondere die Garnelen. Außerhalb der Seen und über Wasser ist die Pflanzen- und Insektenwelt wunderschön. Alle Garnelen, die wir zum Beispiel in den Flüssen gefunden haben, waren eher farblos, also gräulich, oder transparent. Die Umgebung ist dafür umso beeindruckender."

- Carsten Logemann

 Die Alten Seen beherbergen eine Reihe endemischer Fische, Garnelen, Krabben und Schnecken.
(Foto: Markéta Rejlková)

 

Ein möglicher Einstieg

Am besten fängt man bei den Sulawesi-Garnelen mit einer gut in der Aquaristik etablierten Art an und holt keine empfindlichen Wildfänge, sondern deutsche Nachzuchten – am besten vor Ort, um den Tieren ein eventuelles Auskühlen während des Transports zu ersparen. Zum Einstieg bieten sich „einfachere“ Arten wie die Kardinalsgarnele oder die Blaufußgarnele an.

Das Aquarium sollte mindestens 20 Liter fassen. Eine Abdeckscheibe verhindert übermäßige Verdunstung. Als Bodengrund wählt man ein neutrales oder kalkhaltiges Substrat. Auf dunklem Grund kommen die Farben der Tiere besser zur Geltung.

Die Einrichtung sollte aus Steinen bestehen, die den Garnelen Oberflächen zum Abgrasen bieten – ob die Steine Kalk enthalten, ist nicht relevant. Weil der pH-Wert im Sulawesi-Aquarium über 7,5 liegt, löst sich kein weiterer Kalk aus der Aquariendeko.

 Caridina holthuisi aus Laubansammlungen im Matano-See, diese Garnele kommt in etlichen Farben vor.

 

Technik und Futter

An Aquarientechnik werden ein Filter, eine Beleuchtung (damit sich Algenfilme bilden, von denen sich die Garnelen später ernähren) und ein zuverlässiger Heizer benötigt. Weil das Aquarium nicht bepflanzt wird und die Sulawesi-Garnelen dennoch sehr sauberes Wasser benötigen, muss der Filter entsprechend leistungsfähig sein. Den Rest der Wasserhygiene erledigt man mit einem wöchentlichen Wasserwechsel von ca. 10 bis 50 %. Wichtig ist, das Frischwasser nicht nur von den Wasserwerten, sondern auch von der Temperatur ans Aquarienwasser anzupassen.

Nach etwa vier Wochen der sechs- bis achtwöchigen Einfahrzeit können Mini-Tylomelania (in größeren Aquarien natürlich auch größere Tylos) eingesetzt werden, die die Aquarienbiologie in Schwung bringen. Kardinalsgarnelen oder Blaufußgarnelen fressen gerne Beläge und können gut mit Staubfutter gefüttert werden. Die Schnecken dagegen freuen sich auch über etwas überbrühtes Grünfutter oder fein geschnittene Scheiben vom Hokkaido-Kürbis. Grundsätzlich sollte sparsam gefüttert werden, damit in diesem sehr warmen Milieu die Keimdichte nicht übermäßig zunimmt – Sulawesigarnelen kommen aus sehr keimarmem und sauberem Wasser und sind nicht allzu tolerant gegenüber hohen Bakteriendichten.

 Mit Sulawesi-Mineralsalzen wurden die Garnelen aus den Seen besser halt- und vor allem züchtbar.

 

Wasserparameter

Gesamthärte

6 - 12 °dGh

Karbonathärte

4 - 8°dKh

pH - Wert

7,8 - 8,6

Temperatur

26-32 °C

 

 

Auf dem Felsboden gut getarnt ist die Garnele Caridina ensifera.

Tylomelania towutensis ist ein typischer Weichsubstratbewohner, hier an einem Süßwasserschwamm, dem Habitat von Caridina spongicola.

Beinahe wie Meeresgarnelen gefärbt präsentieren sich Caridina woltereckae. (Foto: Chris Lukhaup)

 

Literatur:

von RINTELEN, Kristina & Yixiong CAI (2009): Radiation of endemic species flocks in ancient lakes: Systematic revision of the freshwater shrimp Caridina H. Milne Edwards, 1837 (Crustacea: Decapoda: Atyidae) from the ancient lakes of Sulawesi, Indonesia, with the description of eight new species. The Raffles Bulletin of Zoology 57 (2): 343-452.

ANNAWATY & Daisy WORWOR (2015): The atyid shrimps from Lake Lindu, Central Sulawesi, Indonesia with description of two new species (Crustacea: Decapoda: Caridea). Zootaxa 3957 (5): 501-519.

KLOTZ, Werner et al. (2021): Lake Poso's shrimp fauna revisited: the description of five new species of the genus Caridina (Crustacea, Decapoda, Atyidae) more than doubles the number of endemic lacustrine species. ZooKeys 1009: 81-122.

 

Dieser Artikel erschien als einer von drei Teilen des Titelthemas „Sulawesigarnelen“ in der caridina-Ausgabe 01/2023

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