Tanja Pechhold – Top-100-Aquascaperin
Text & Fotos: TANJA PECHHOLD
Ende August wurden die Ergebnisse des International Aquatic Plant Layout Contests (IAPLC) 2024 per Videostream bekanntgegeben. Das ist ein besonderes Ereignis für mich, denn ich habe an diesem Wettbewerb teilgenommen. In der Übertragung wurden die Top-100-Platzierungen gezeigt. Ich habe mir nicht wirklich Chancen ausgerechnet, mein Becken hier zu sehen, aber ich freue mich jedes Jahr darauf, die besten Aquascapes der Welt anzuschauen.
Ich hatte es mir mit meinem Mann vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als Platz 69 aufgerufen wurde – mein Becken! Als wäre in einem Fußballspiel ein wichtiges Tor gefallen, sind wir vom Sofa aufgesprungen und haben gejubelt. Gleichzeitig erreichten mich Glückwünsche von befreundeten Aquascapern. Ich war völlig überrascht und sprachlos und hätte fast den Rest der Übertragung verpasst.
Die ADA Gallery in Niigata wurde extra zur Besichtigung geöffnet.
Am Ende des Livestreams wurde angekündigt, dass die Preisverleihung erstmals nach fünf Jahren wieder in Japan, in Niigata, stattfinden würde – mit einer Award Ceremony und einem Festival, das auch einen Besuch in der ADA Gallery beinhaltete. Meine Entscheidung war schnell gefallen: Ich wollte meine Medaille persönlich abholen!
Im November flogen mein Mann und ich nach Japan und verbanden die Reise mit einem traumhaften Urlaub. Als krönender Abschluss standen die IAPLC Award Ceremony und das Festival in Niigata an.
Ein Platz beim Galadinner war für die junge Aquascaperin aus Deutschland reserviert.
Aquascaper aus aller Welt
Vor der Preisverleihung im Crown Plaza Hotel in Niigata war ich noch etwas aufgeregt, schließlich hatte ich eine solche Veranstaltung noch nie zuvor besucht. Die Atmosphäre wirkte fast ein wenig unwirklich: So viele bekannte Gesichter aus der Aquascaping-Szene aus aller Welt an einem Ort zu treffen, war einfach außergewöhnlich. Alle hatten sich schick gemacht, tauschten sich miteinander aus, es gab herzliche Umarmungen, und neue Bekanntschaften wurden geknüpft.
Die Preisverleihung fand nach fünf Jahren erstmals wieder vor Ort in Japan statt.
Shinobu Amano überreicht der deutschen Aquacaperin Tanja Pechhold ihre Medaille.
Im festlich geschmückten Saal nahmen wir an einem Tisch mit Fabian Beck (#25), Kiat Fuil Yap (#23) und Josh Sim (#72) aus Malaysia Platz. Josh Sim hat den IAPLC bereits zwei Mal gewonnen und zählt zu den bekanntesten Aquascapern weltweit – und dazu ist er auch noch unglaublich sympathisch. Fabian und ich kennen uns schon länger und so hatten wir viel Spaß und eine sehr entspannte Stimmung am Tisch.
Hier wurde unsere Autorin mit dem Gewinner des Grand Prize, Luis Carlos Galarraga, aus Brasilien abgelichtet.
Zweifacher Sieger und unheimlich sympathisch: Jsoh Sim.
Bei der feierlichen Eröffnung der IAPLC Award Ceremony hielt Takashi Amanos Frau, Shinobu Amano, die Hauptrede. Schon kurz danach wurden die anwesenden Preisträger der Plätze 100 bis 28 aufgerufen und auf die Bühne gebeten. Alles ging sehr schnell, und schon hörte ich: „Number 69, Mr. Tanja Pechiholdo.“ Damit war wohl ich gemeint! Ein wenig nervös, aber glücklich ging ich zur Bühne.
Ein außergewöhnliches Erlebnis war es für die Aquascaperin, auf der großen Bühne geehrt zu werden.
Hier ist Tanja mit Aya Aoki, der bestplatzierten Frau auf Rang 44, in der Gallery zu sehen.
Dort erhielt ich meine Medaille – von Frau Amano persönlich. Es war ein ganz besonderer Moment und mein persönliches Highlight des Abends. Die Zeremonie endete mit der emotionalen Siegerehrung von Luca Galarraga, da gab es noch einmal Gänsehautstimmung im Saal, bevor die Feier mit einem Dinner endete.
An das Treffen mit Yosuke Homma von ADA in der Gallery erinnert sich Tanja besonders gerne zurück.
Amanos privates Aquarium
Am nächsten Tag wurden wir mit einem Shuttlebus zum ADA-Headquarter gebracht, wo das Festival stattfand. Es gab Foodtrucks, die Möglichkeit, Souvenirs zu kaufen, und auch eine Versteigerung stand auf dem Programm. Aber der Höhepunkt des Festivals war die ADA Gallery, die nur für diesen Tag geöffnet wurde. Es war eine außergewöhnliche Gelegenheit, sie besuchen zu dürfen, und entsprechend groß war die Vorfreude.
Aquascaperin Tanja hinter einem großen von Takashi Amano gestaltetem Becken.
Obwohl ich schon unzählige Bilder von der Galerie gesehen hatte, war ich ganz ehrfürchtig, als ich durch die Eingangstür ging. Der Vorraum ist minimalistisch gestaltet und beherbergt nur ein einziges Aquarium, an dem man eigentlich gar nicht vorbeigehen möchte, weil es so schön ist. Doch das war nur der Anfang.
Kunstvoll gestaltete Aquarien und in Szene gesetzte Technik in der ADA Gallery.
Danach gelangt man in die Galerie. Sie war kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte, und doch gab es unglaublich viel zu entdecken! Ich habe mir zunächst die großen Schauaquarien angesehen und dabei völlig die Zeit vergessen. Je länger ich dort war, desto mehr fielen mir die vielen kleinen Aquarien und Terrarien auf. In jeder Ecke und auf jeder Fensterbank stand ein kleines Glas oder ein Nanobecken mit Aquarien- oder terrestrischen Pflanzen, unglaublich toll gepflegt und wirklich wunderschön.
Wo so viele Influencer sind, wird frau auch mal vor der Kamera interviewt.
Erst nach und nach fielen die kleinen Gläser und Nanobecken auf.
Ein weiteres Highlight des Tages stand noch bevor: Wir erhielten die besondere Ehre, Takashi Amanos privates, vier Meter langes Aquarium in seinem Haus zu besichtigen.
An der Haustür wurden wir von Shinobu Amano persönlich empfangen und in den Raum mit dem berühmten Aquarium geführt – ein beeindruckender Anblick. Das Aquarium wurde bereits 2001 eingerichtet und sieht immer noch fantastisch aus. Vom Raum aus bot sich zudem ein Blick in den stilvoll gestalteten Garten. Das Aquarium und der Ausblick bilden eine harmonische Einheit – der perfekte Abschluss.
Das war Tanjas eigenes Werk, mit sie den 69. Platz weltweit erzielte.
Es war ein wundervolles Aquascaping-Wochenende. Ich hoffe, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekomme, dieses Erlebnis zu wiederholen.