auch nach 17 Jahren haben Neocaridina palmata var. „White“ immer noch enorme Strahlkraft
Text & Fotos: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER
Mein erster Artikel für diese Zeitschrift erschien 2007 unter dem Titel „Weiße und blaue Perlen im Aquarium“. In dem Artikel ging es um die White-Pearl- und die Blue-Pearl-Garnelen. Damals gehörten die White Pearl zu den meistgehaltenen Garnelen, und die Blue Pearl waren die neuste Zuchtform. Wissenschaftlich wurden die Tiere als Neocaridina cf. zhangjiajiensis geführt. Das cf. steht für „vergleiche“, da diese Kruster noch nicht bestimmt waren. Mittlerweile sind sie der Art Neocaridina palmata zugeordnet worden. White Pearl müssten also ganz korrekt als N. palmata var. „White“ geführt werden.
„Anflug“ aufs Futter.
Die Zuchtformen wurden beide in Deutschland herausgezüchtet. Das machte sie in Asien zunächst zu einer sehr gesuchten Art, und dort wurden teilweise immens hohe Preise gezahlt. Die Beliebtheit der White Pearl nahm mit dem Aufkommen von immer bunteren Zuchtformen bei der Neocaridina davidi über die Jahre deutlich ab. Trotzdem hat die Weißperlengarnele immer noch ihren festen Platz im Hobby. Meine damaligen Tiere habe ich irgendwann abgegeben.
Ende 2023 bekam ich aber erneut schöne White Pearl angeboten und konnte nicht nein sagen. Wirklich schöne White Pearl zu bekommen, ist schon zu Zeiten des ersten Artikels nicht so einfach gewesen, da viele Züchter kaum oder keine Selektion betrieben haben. Oder es wurden ausselektierte Garnelen abgegeben, und der nächste Halter hat sie dann als White Pearl verkauft. Das Phänomen kann man bei vielen anderen Zuchtformen ebenfalls sehen. Was heute als Red Sakura und/oder Bloody Mary im Handel auftaucht, ist oft nicht mehr besser gefärbt als „normale“ Red Fire.
Herkunft
Die Nominatform Neocaridina palmata stammt aus Südostasien. Sie ist unter dem Trivialnamen „Marmorgarnele“ bekannt. In der Grundfärbung ist die Garnele eher transparent bis gräulich mit einem braunen Fleckenmuster.
20. Geburtstag
2007 habe ich über die Entstehung der Zuchtformen der N. palmata geschrieben. Damals gab es die Zuchtform erst ein oder maximal zwei Jahre. Das bedeutet, wir nähern uns jetzt dem 20. Geburtstag der Zuchtform. In diesen nahezu 20 Jahren ist in der Garnelenszene viel passiert. Es sind zahlreiche neue Farbvarianten vieler Arten entstanden. Ob die White Pearl als Einkreuzung bei manchen dieser Varianten beteiligt war, kann ich nicht sagen. Für diese Form selbst ist außer der wissenschaftlichen Zuordnung wenig passiert.
Frisch geschlüpfter Nachwuchs von guten Stämmen ist schon eindeutig weiß.
Nach wie vor sind besonders die Weibchen mit den schneeweißen Nackenflecken und Eiern ein echter Blickfang. Ansonsten sind die Körper nur leicht milchig weiß. Unter der richtigen Beleuchtung (z.B. WRGB-Leuchten) erstrahlen diese Garnelen noch mehr. Manchen erinnern sie dann entfernt an Engelsbeschreibungen. Das finde ich etwas weit hergeholt, aber die Strahlkraft dieser Garnelen ist wirklich enorm.
Auch vollgepackt mit Eiern können die Garnelen gut schwimmen.
Die Haltung ist wie bei allen Neocaridina-Arten in der Aquaristik als einfach zu bezeichnen. Die Garnelen kommen mit vielen Wasserverhältnissen gut zurecht. Empfehlenswert sind eine Karbonathärte ab 5 und ein pH-Wert zwischen 7 und 8.
Damals habe ich geschrieben, dass die Tiere auch eine Temperatur von 10 °C gut vertragen. Das stimmt zwar grundsätzlich, allerdings nicht dauerhaft. Wenn im Winter die Temperatur mal absackt auf 10 °C, ist das kein Problem. Aber dauerhaft sollte die Temperatur zwischen 20 und maximal 26 °C liegen. Zu niedrige Temperaturen verhindern die Vermehrung, und zu hohe Temperaturen lassen die Tiere schneller altern. Ein leichter Jahresverlauf zwischen 18 und 26 °C erscheint mir vorteilhaft.
Weibchen bei der Brutpflege.
Bereits tragend wird schon der nächste Laichansatz gebildet.
Die Entwicklung findet gut sichtbar in den Eiern statt.
Die Zucht ist auch für Einsteiger gut zu bewältigen. Die meisten Fische betrachten zumindest den Nachwuchs als Futter, daher ist zur Zucht eine solche Vergesellschaftung nicht zu empfehlen. Die Tragzeit beträgt etwa 28 Tage. Der Nachwuchs schlüpft als fertige Garnele.
Oft wird gesagt, dass frisch geschlüpfte White Pearl kaum Weißfärbung aufweisen. Das ist bei wirklich gut gefärbten Stämmen anders. Dort sind bereits ganz frisch geschlüpfte Jungtiere klar als weiße zu erkennen.