Rundschnäuzer sind am beliebtesten

Rundschnäuzer sind am beliebtesten

Beschreibung Titelbild: Hoplisoma sp. CW051 mit sehr großem Pandafleck.

Pflege und Vermehrung des Panda-Keilfleckpanzerwelses oder CW049

Text & Fotos: INGO SEIDEL


Die Panzerwelse haben im Hobby nach wie vor einen sehr großen Stellenwert, und die meisten besonders beliebten Arten findet man unter den rundschnäuzigen Arten mittlerer Größe, die neuerdings der Gattung Hoplisoma zugerechnet werden. Das sind dementsprechend auch die Panzerwels-Arten, mit denen ich mich bislang am meisten beschäftigt habe. Als etwa im Jahr 2010 zwei „New Panda Corydoras“, also Pandapanzerwelse, in Kolumbien entdeckt und vorgestellt wurden, begeisterten und interessierten sie auch mich auf Anhieb.

Hoplisoma sp. CW049 aus Kolumbien.

Die beiden Spezies erhielten vom Panzerwels-Spezialisten Ian Fuller aus England die Codenummern CW049 und CW051. Während ersterer neben seiner schwarzen Augenbinde einen großen schwarzen, keilförmigen Fleck auf sandfarbigem Untergrund dem Rücken zeigt, trägt der CW051 einen riesigen runden Fleck. Dieser kann in der Größe stark variieren.

Vermutlich wäre es falsch, bei CW049 und CW051 von zwei verschiedenen Arten zu sprechen. Es ist eher zu vermuten, dass es sich um zwei Fundortformen derselben, noch unbeschriebenen Art handelt, denn die Fische sollen in benachbarten Flusssystemen vorkommen. Bei CW049 ist das der Río Putumayo, der streckenweise eine Grenze zu Ecuador und Peru bildet und als Río Içá in Brasilien in den Amazonas mündet.

Zwei Eier von CW049.

Obwohl der etwas attraktivere CW051 im Hobby sicherlich begehrter und verbreiteter ist, entschied ich mich für den Erwerb und die Pflege von CW049, da mich dieser im Vergleich etwas seltener importierte Panzerwels noch ein bisschen mehr reizte. Beide Arten sind nicht unbedingt ein Schnäppchen, vor allem, da man ja von diesen friedlichen und geselligen Tieren zumindest eine kleine Gruppe pflegen sollte. Aber sie gehören auch nicht zu den superteuren Arten wie CW111, für die auch schon einmal dreistellige Summen aufgerufen werden.

Mehrere Männchen bemühen sich um ein Weibchen.

Das Männchen schwimmt ein Weibchen an.


Afrikanische Speerblätter

Drei Männchen und zwei Weibchen bezogen bei mir ein 60-Liter-Aquarium, das mit einer Schicht aus feinem Sand bestückt und mit einigen Steinen, Holzwurzeln und Anubias-Pflanzen eingerichtet war. Diese sogenannten Afrikanischen Speerblätter verwende ich gerne in Panzerwelsaquarien, da sie nicht viel Licht benötigen, keine hohe Bodenschicht erfordern, auf Steinen und Holz aufwachsen, robust sind und gerne für die Eiablage genutzt werden.

Gefiltert wurde das Aquarium über einen Hamburger Mattenfilter mit Luftheber. Unser Leitungswasser im Großraum Berlin ist extrem hart, weshalb ich es zur Vermehrung vieler südamerikanischer Welse mit Umkehrosmosewasser mische. Mein Mischwasser hat dann etwa eine elektrische Leitfähigkeit von 300-400 μS/cm bei einem pH-Wert von 7-7,5. Die Temperatur liegt bei Raumbeheizung bei etwa 24,5 °C.

In der Natur ändern sich die Umweltbedingungen und das Nahrungsangebot in den meisten Panzerwels-Lebensräumen doch erheblich. Der Großteil der Arten ist es also gewohnt, zur Trockenzeit schlechte Umweltbedingungen und Futtermangel ertragen zu müssen. Der Lebenszyklus ist daran angepasst, und wenn wir es im Aquarium dann ganzjährig zu gut meinen, geht dies doch zu Lasten der Vitalität und Fruchtbarkeit.

Frisch geschlüpfter CW049 von oben.

CW049 2 Tag alt.

CW049 nach 5 Tagen.

CW049 4 Wochen alt.

CW049 halbwüchsig.

Aus diesem Grunde habe ich spezielle Panzerwelsaquarien, in denen ich im Sommer, in dem wir Aquarianer meist sowieso etwas weniger Zeit haben, die Trockenzeit simuliere, also weniger Wasserwechsel mache und sehr sparsam füttere. Das danken mir die meisten Arten später mit mehr Nachwuchs. Über mindestens zwei Monate füttere ich dann nur einmal die Woche kleinere Mengen nicht zu fettreichen Futters. Gerne können es auch mal Futtertabletten sein, auf eine Fütterung von Tubifex, Enchyträen und Grindal sollte man in dieser Zeit verzichten.


Regenzeit imitieren

Wie die meisten Panzerwelse lassen sich die CW049 zur Laichzeit vor allem durch erhöhte Futtergaben und kräftige Wasserwechsel zum Ablaichen stimulieren. Ich füttere dann gerne Tubifex, Mückenlarven und Daphnien und wechsele auch schon mal zwei bis dreimal die Woche das Wasser. Der Wasserwechsel beträgt dabei mitunter bis zu 75 %, und das Wechselwasser ist etwa 2-3 °C kühler. Wir imitieren mit diesen Maßnahmen die Regenzeit und den Beginn der Laichperiode im natürlichen Lebensraum. Dies ist an keine Jahreszeit gebunden und kann jederzeit erfolgen. Die Weibchen von CW049 werden mit etwa 55-60 mm Länge etwas größer als die Männchen und erreichen bei guter Fütterung bald eine größere Körperfülle. Bei den zierlicheren Männchen werden die Bauchflossen etwas länger und spitzer.

Ein Weibchen heftet Eier an der Seitenscheibe ab.

Links ein Männchen vom Pandakeilfleckwels, rechts ein Weibchen.

Meist bemerken wir einen Tag nach einem größeren Wasserwechsel eine größere Unruhe im Zuchtaquarium: Die zuvor sehr ruhigen Tiere werden aktiver, die Männchen beginnen, den Weibchen nachzustellen und sie anzubalzen. Die Tiere schwimmen durchs Wasser, ein Männchen stellt sich quer vor seine Auserwählte und klemmt mit seinem Brustflossenhartstrahl, den er an den Körper heranzieht, die Barteln des Weibchens ein.

Dabei verfallen die Tiere in einer sogenannten T-Stellung in eine Starre und sinken zu Boden. Diese Starre dauert nur wenige Sekunden an, während der dann bei dieser Art nach meiner Erfahrung etwa zwei bis vier Eier vom Weibchen in eine von den runden Bauchflossen gebildete Tasche gelegt und vom Männchen befruchtet werden.

Dies ist die T-Stellung bei CW049.

Die Tiere verfallen in T-Stellung in eine Starre und sinken zu Boden.

Nach der Trennung sucht das Weibchen einen geeigneten Platz, um die anfänglich noch stark klebenden Eier anzuheften. Bei mir war es zumeist die Unterseite der Anubias-Blätter, an denen die mit mehr als 2 mm Durchmesser recht großen Eier abgelegt wurden. Aber auch an den Seitenscheiben des Aquariums oder an den Holzstücken fand ich mitunter Eier. Nach ein paar Stunden lassen sie sich leicht mit den Fingern absammeln. Man sollte keine Angst haben, die Eier dabei zu schädigen, denn diese sind nach Aushärtung recht robust.


Larven schlüpfen

Ich überführe die meisten Panzerwelseier meist in eine flache Schale mit 2-3 cm hoch stehendem Frischwasser. Um die Keimzahl gering zu halten, gebe ich etwa einen Tropfen einer im Handel erwerblichen Acriflavinlösung pro Liter Wasser hinzu. Je nach Temperatur schlüpfen die Larven nach etwa zwei bis drei Tagen aus den Eiern. Bis dahin sammele ich jeden Tag die abgestorbenen und nicht mehr transparenten Eier ab und fülle wieder mit Acriflavin versetztes Frischwasser auf. So muss ich die Eier nicht zusätzlich belüften.

Die kleinen CW049 haben anfänglich noch einen größeren, transparenten Dottersack, der nach weiteren zwei bis Tagen aufgebraucht ist. Erst dann beginnen sie zu fressen. Ich überführe die kleinen Panzerwelse in einen Aufzuchtbehälter, der im Aquarium schwimmt. Es handelt sich dabei um einen etwa 5cm großen Abschnitt eines Acrylrohrs, an dem eine feine Kunststoffgaze festgeklebt ist. So kann Frischwasser eindringen, jedoch ist die Gaze so fein, dass das feine Erstfutter der Jungfische nicht hindurchgelangt.

Weibchen sucht nach einem Ablageplatz für die Eier.

Ein Belüfterstein sorgt mit mäßigen Luftperlenstrom dafür, dass das Wasser ständig durch die Gaze nach oben strömt. Ein Schwimmkörper aus Styrodur hält das Ganze an der Wasseroberfläche. Solche Einhängegefäße lassen sich fertig im Internet erwerben und lohnen sich auf jeden Fall. Ich geselle den Jungfischen immer noch ein paar Turmdeckelschnecken im Einhängegefäß hinzu, die das überschüssige, absterbende Jungfischfutter beseitigen sollen. Bis zu zweimal täglich füttere ich anfänglich Artemia-Nauplien, auch Mikro- oder Bananenwürmer nehmen sie gerne. Später werden dann auch Cyclops, Grindalwürmer und Futtertabletten gefressen.
Anfänglich sind die Jungfische fein gepunktet, der Keil bildet sich erst nach einigen Wochen aus.

Der ähnliche Corydoras sp CW051.

Mit etwa 10 mm Länge entlasse ich die Jungfische aus dem Einhängegefäß in ein Aquarium mit feinem Sandboden. Das Wachstum ist recht schnell, und nach etwa fünf bis sechs Monaten können sie 3 cm erreicht haben und abgegeben werden. Mir haben diese Tiere immer sehr viel Freude bereitet, denn es handelt sich um sehr hübsche, einfach zu pflegende und nicht sehr schwierig zu vermehrende Panzerwelse. Und man hat bei ihrem attraktiven Aussehen meist keine Probleme, seine Nachzuchten an den Mann oder die Frau zu bringen.