Grünes fürs Garnelenaquarium richtig vorbereiten und einpflanzen
Text: ULLI BAUER
Fotos: CHRIS LUKHAUP
Die meisten Aquarienpflanzen werden nicht in Deutschland gezogen, sondern in Ländern, in denen es wärmer und zumindest in den Wintermonaten auch länger hell ist – sie kommen oft aus den Tropen oder Subtropen. Weil der Export von lebenden Pflanzen ziemlich strengen Richtlinien unterliegt, werden auch konventionell erzeugte Aquarienpflanzen vor dem Import nach Europa „fremdorganismenfrei“ gemacht, damit weder unerwünschte Beikräuter noch tierische blinde Passagiere hier eingeschleppt werden.
Das geschieht in der Regel mit chemischer Unterstützung – sprich, es werden Pestizide verwendet. Für die Aquaristik kommen logischerweise nur Mittel zum Einsatz, die auf Fische wenig bis keine negativen Auswirkungen haben. Anders sieht es allerdings mit Garnelen aus: Sie gehören zur selben Tierklasse wie viele der Schädlinge, die bekämpft werden, nämlich zu den Gliedertieren oder Arthropoden, und die verwendeten Pestizide sind für sie in der Regel schon in Spuren tödlich giftig.
Auch in den Verkaufsbecken der Händler werden teilweise verschiedene Mittel gegen
Schnecken, Würmer und andere ungewollte Aquarienbewohner eingesetzt, die für Garnelen nicht gesund sind; es kann also auch bei in Europa oder sogar in Deutschland produzierten Aquarienpflanzen bekannter Hersteller Probleme geben, obgleich in den Gärtnereien sauber gearbeitet wurde.
Invitro-Pflanzen wachsen in einer Masse aus flüssigem oder gelartigem Nährmedium.
Abwaschen und wässern
Das Dilemma umgehen wir, indem wir konventionell gezogene Aquarienpflanzen nicht nur gründlich abwaschen, sondern zwei Wochen in einem separaten Gefäß vorwässern. Das Wasser wird dabei täglich gewechselt, und selbstverständlich macht man die Steinwolle ab, in der die Pflanzenwurzeln eingebettet sind. Außerdem sollten die Pflanzen möglichst hell stehen, ohne zu überhitzen, oder beleuchtet werden. Dazu genügt eine Schreibtischlampe oder eine Klemmleuchte.
Die Pflanzenbüschel setzt man im Aquarium mit etwas Abstand ein, damit sie sich nicht gegenseitig das Licht nehmen.
Nach dieser Zeit sollten sämtliche Pestizide und andere Gift e wie Kupfer so weit ausgeschwemmt und teils auch abgebaut sein, dass der Einsatz der Pflanzen im Garnelenbecken unbedenklich ist. Insbesondere reagieren viele Pestizide auf UV-Licht, das sie zum Zerfallen bringt. Wer noch sichergehen möchte, dass keine unerwünschten Mitbewohner wie Schnecken oder Würmer mitkommen, legt die Pflanzen jeweils vor und nach der Quarantäne für ca. 30 Sekunden in stark sprudelndes Mineralwasser.
Wichtig ist diese Art der Quarantäne nicht nur für Topf-, sondern auch für Bundpflanzen. Bei ihnen wird zuvor das Bleiband abgemacht, das die Pflanzenbüschel zusammenhält.
Die Topfpflanze wird vor der Quarantäne aus dem Töpfchen genommen ...
... dann wird die Steinwolle abgeknibbelt (das braucht ein wenig Geduld).
Nach dem Vorwässern und vor dem Einpflanzen teilt man die Pflanzen in kleinere Stücke.
Wem diese ganze Vorwässerei zu umständlich ist, greift am besten auf Invitro-Pflanzen zurück. Diese werden im Labor aus Meristemgewebe herangezüchtet und in sterilen Töpfchen gezogen. Bei ihnen muss man lediglich das Nährmedium abwaschen und kann sie direkt ins Garnelenaquarium setzen. Im Labor kommen sie nicht in Kontakt mit Pestiziden, Schädlingen oder mit Algen, und auch eine übermäßige Düngung ist ausgeschlossen.
Vor dem Einpflanzen teilt man die Pflanzenstücke in kleinere handliche Portionen von ungefähr 2 bis 3 cm Durchmesser. Bei Stängelpflanzen werden die Stängel konsequent vereinzelt. So wachsen sie besser an, nehmen sich nicht gegenseitig das Licht weg und entwickeln einen volleren Wuchs.