Beschreibung Titelbild: „By the Sea“ von Antonio Nikolic aus Kroatien verwendet ein flaches Becken für ein klassisches Iwagumi.
Mehr als nur Unterwasserlandschaften entstehen beim Aquascaping-Wettbewerb EAPLC – bald startet die neue Bewerbungsphase
Text: OLIVER MENGEDOHT
Fotos: EAPLC
Bald ist der Anmeldestart für den europäischen Aquascape-Wettbewerb EAPLC, der von ADA Japan als Regionalwettbewerb autorisiert ist. Zum Jubiläum von zehn Jahren „European Aquatitic Plant Layout Contest“ im vergangenen Jahr hatten sich wieder über 200 Aquascaper beteiligt und mit ihren Werken den kritischen Augen der Jury gestellt. Diesmal könnt Ihr Euch voraussichtlich (vorläufiger Zeitplan zum Redaktionsschluss) vom 1. Juni bis zum 31. Juli mit einem Werk beim EAPLC anmelden.
Die Ergebnisse sollen am 30. September 2024 verkündet werden, erklärt Organisator Jurijs Jutjajevs. Als Anregung und Ideengeber für den künstlerischen Prozess in Eurem Kopf stellen wir Euch hier die Gewinner zweier Kategorien kleinerer Becken etwas ausführlicher vor. Aber auch in der Rubrik Paludarien muss es nicht immer riesig sein, und bei Wabikusa sind die geschickten Meisterwerke sogar häufig in noch kleineren Bonsaiformaten gehalten.
„Mountain Forest“ hieß 2023 das Wabikusa von Frank Koper (Niederlande) im Format 30 × 18 × 12 cm.
„Leucomelas Kingdom“ hieß das Gewinner-Werk von João Pinheiro (Portugal) in der Kategorie Paludarium.
Zen-artige Gelassenheit
„Dragon Breath“ von Marcos Ceprian Gonzalez aus Spanien ist ein außergewöhnliches Aquascape, das beim Betrachter einen bleibenden Eindruck hinterlässt, urteilte Juror Yago Alonso im Jahr 2023. Das 54-Liter-Becken ist ein Hardscape mit „Dragon Stones“ in der Kategorie Small (20-61 l). Das Design „fesselt vom ersten Blick an und verbindet zen-artige Gelassenheit mit einem Hauch von ungezähmter Wildnis in einem nahtlosen, wirkungsvollen Layout“. Die Pflanzen seien nicht nur gesund, sondern auch fachmännisch ausgewählt und passten zu den kontrastierenden Themen der Anlage. Ihre Anwesenheit macht aus dem Aquascape ein dynamisches, lebendiges Meisterwerk.
Das gab auch Bonuspunkte für künstlerische Kreativität, wie Yago erläuterte: „Dein Aquascape betritt Neuland, indem es zwei gegensätzliche Stile zu einer harmonischen und zugleich elektrisierenden Komposition verschmilzt. Das vielschichtige Design schafft eine große Tiefenschärfe und führt den Betrachter auf eine Reise von der Ruhe zum Abenteuer.“
Der gebogene Pfad, der das Auge auf den Höhepunkt der Szene lenkt, fügt eine zusätzliche Ebene der Raffinesse hinzu. Für Juror George Farmer ein sehr dynamisches Iwagumi mit großartiger Pflanzenauswahl und geschickter Nutzung des offenen Raums, um Tiefe und Interesse zu schaffen.
Auch für Juror Dennis Wong war „Dragon Breath“ eines seiner Lieblingsbecken in dieser EAPLC-Kategorie. „Die Einbeziehung von offenen Bereichen oben vorne und am Himmel kontrastiert gut mit Aufbaubereichen. Gute Pflanzenvielfalt für ein so kleines Becken. Auch die Fische kommen gut zur Geltung.“
Mit „Dragon Breath“ holte Marcos Ceprian Gonzalez aus Spanien 2023 den ersten Platz in der Kategorie Small.
Zu Anfang sah das Gewinnerbecken noch so aus.
Klassisches Iwagumi
„By the Sea“ (zu sehen im Titelbild), der Sieger in der Kategorie Nano (0-19 l), wurde von Antonio Nikolic aus Kroatien kreiert. Auch sein Aquascape ist mehr als nur eine Unterwasserlandschaft , nämlich ein lebendiges Ökosystem und eine Geschichte, die durch Flora und Wasser erzählt wird. Das Hardscape des 59 x 20 x 15 cm messenden und 17,7 l fassenden Beckens wurde mit Seiryu-Steinen ausgeführt, zudem kamen Kies, Sand und Torf zum Einsatz.
Antonio hat Riccardia chamedryfolia, Bucephalandra sp. „Kedagang Mini Typ 3“, Utricularia graminifolia, Eleocharis acicularis und Myriophyllum sp. „Guyana“ eingesetzt sowie Sundadanio axelrodi „Blue“, Neocaridina davidi „Blue Jelly“ und Clithon „Corona“.
Dieses klassische Iwagumi in der Nano-Version bekommt dreimal pro Woche einen zehnprozentigen Wasserwechsel, zwei- bis dreimal pro Woche werden die Pflanzen beschnitten und einmal wöchentlich findet eine Reinigung der Glasrohre statt.
Jurijs Jutjajevs war diese Arbeit aufgefallen, „da sie viel größer aussieht, als sie ist. Auf den ersten Blick ist es fast verwirrend, aber bei genauem Hinsehen erkennt man, dass es sich um einen sehr kleinen Fisch und kleine Pflanzen handelt, die in einem flachen Aquarium die Illusion einer viel größeren Landschaft erzeugen.“
Ein kleiner Verbesserungsvorschlag von ihm wäre, den kosmetischen Sand entlang der vorderen Scheibe zu entfernen und das Moos im Vordergrund etwas flacher zu schneiden, um einen fließenden Übergang zu schaffen und die Illusion einer größeren Landschaft zu verstärken.
Auch Yago Alonso hat diese „atemberaubende Präsentation“ sofort in ihren Bann gezogen. „Die Verwendung eines flachen Beckens für eine Iwagumi-Anlage ist eine brillante Entscheidung, die die künstlerische Beherrschung des Raums unterstreicht.“ Die Pflanzen seien nicht nur Füllmaterial, sondern wesentliche Elemente, die das Gesamtdesign aufwerten. „Die sorgfältige Auswahl und Platzierung der Oyaishi-, Fukuishi-, Soeishi- und Suteishi-Steine schafft eine harmonische und ausgewogene Umgebung, die die Prinzipien dieser japanischen Kunstform wirklich ehrt.“
Das perfekte Gleichgewicht im Becken ziehe den Betrachter in diese Miniaturwelt hinein und das flache Becken lade das Publikum ein, sich mit der Schönheit und Wirkung dieser natürlichen Kunstform zu beschäftigen, lautete die einhellige Meinung der Jury. Die Auswahl an Pflanzen und Fischen sei gut getroffen und verleihe dem Ganzen Leben und Lebendigkeit, während gleichzeitig ein empfindliches Gleichgewicht gewahrt werde. Dieser Beitrag sei „eine lehrreiche Inspiration für alle, die sich für Iwagumi-Design interessieren, vom Hobbyisten bis zum Profi“.
„Living Roots“ hieß das Bronze-Werk von Rafal Suchecki (Polen) in der Kategorie Paludarium.
Die Bewerbungsphase für den „International contest for aquatic plant layouts“ (IAPLC) ist vom 1. April bis zum 31. Mai offen, alle Infos findet Ihr unter: