Heikos Wasserchemie: Echten Verbrauch ermitteln

Heikos Wasserchemie: Echten Verbrauch ermitteln

Beschreibung Titelbild: Rostige Schrauben im Wasser? Ist zwar Eisen, hilft aber trotzdem nicht.

Eisendünger im Aquarium – helfen rostige Nägel, Geld zu sparen?

Text & Fotos: HEIKO BLESSIN


Das Thema Eisen im Aquarium ist recht lustig, da wir den Stoff Eisen (Fe) aus unserem täglichen Leben kennen und er uns beim Thema Wasserpflanzendüngung plötzlich wieder begegnet. Aber beim Thema Düngung geht es plötzlich nicht mehr um rostendes Eisen, sondern um chelatiertes Eisen, um zweiwertiges und dreiwertiges Eisen, und es gibt Eisentests, die aber nicht jede Eisenart messen können – und schon ist die Verwirrung komplett.

 Wenn alles stimmt, wachsen auch die Pflanzen perfekt.

Beginnen wir also ganz vorne: Eisen ist nur ein Metall von vielen, das unsere Aquarienpflanzen zum Wachsen brauchen. Wenn der Eisengehalt im Aquarienwasser weniger als 0,1 mg/l beträgt, liegt ein Eisenmangel für die Pflanzen vor und sie können ihre Photosynthesepigmente nicht richtig bilden. Die Blätter werden hellgrün und sehen ungesund aus. Dieser Eisenmangel wird Chlorose genannt. Abhilfe schafft ein eisenhaltiger Dünger, aber dazu später.

In der Aquaristik war meines Wissens die Firma Dupla die erste, die einen Eisentest (Fe-Test) anbot. Der Fe-Test etablierte sich als Prüfung, die anzeigte, ob genügend Dünger vorlag. Aber damit begannen einige Fehlmeinungen. Eisen ist genauso wichtig für die Pflanzen wie Kalium oder Magnesium. Nur war es viel einfacher, einen Eisentest zu entwickeln, der dann auch noch bei Anwesenheit von Eisen eine toll sichtbare Lilafärbung aufwies. Niemand prüfte, ob auch Kalium oder Magnesium in ausreichender Menge vorlagen.

Auch Kalium muss in ausreichender Form vorliegen, sonst kümmern die Pflanzen.

JBL bietet genau dafür seit einigen Jahren Tests für Aquarianer an und ermöglicht endlich auch, diese beiden essenziellen Mineralien zu prüfen. Beim Testen stellen viele Aquarianer dann ernüchtert fest, dass Eisen zwar messbar ist, aber Kalium und/oder Magnesium nicht mehr in ausreichender Menge vorliegen. Gerade Kalium wird von vielen Wasserpflanzen in großen Mengen verbraucht und sollte separat zugeführt werden (z. B. JBL Proscape K Macroelements), wenn der „normale“ Basisdünger nicht genügend Kalium liefert.

Bei einer Chlorose können die Pflanzen wegen Eisenmangels ihre Photosynthesepigmente nicht ausreichend bilden.
Nur im Bodengrund des Aquariums entsteht ausreichend Fe2+, das aber nur die Wurzelhaare erreicht, nicht die Blätter.


Zweites „Problemchen“

Andere Aquarienfreunde nutzen gewissenhaft ihren favorisierten Dünger und stellen bei der Durchführung eines Eisentests plötzlich fest, dass kein Eisen messbar ist. Das kann mehrere Ursachen haben: Die Düngeanleitung des Herstellers kann nicht wissen, ob zwei oder zweihundert Pflanzen im Aquarium sind. Dazu kommt, dass eine langsam wachsende Anubias viel weniger Eisen verbraucht als eine schnell wachsende Amazonas-Schwertpflanze. Die Düngedosierung müsste gemäß Eisentest angepasst werden.

Das zweite „Problemchen“ kann die im Dünger verwendete Form des Eisens sein. Nehmen wir als Beispiel den verrosteten Nagel: Er besteht aus Eisen, und an seiner Oberfläche rostet er in Verbindung mit dem Wasser. Chemiker nennen es oxidieren – eine Reaktion des Eisens mit Sauerstoff. Der Eisentest könnte das Eisen des Nagels und den Rost auf dem Boden um den Nagel herum nicht erfassen und würde somit 0 mg/l anzeigen, obwohl Eisen sichtbar im Wasser vorhanden, aber eben kaum bis gar nicht im Wasser gelöst ist.

Der Eisentest erfasst jede Form von gelösten Eisenionen.

Gelöste Eisenionen im Aquarienwasser haben es aber schwer: Die zweiwertige Form (Fe2+) wäre für die Pflanzen ideal aufnehmbar, steht aber mit der nicht pflanzenverfügbaren Form, dem Fe3+ in einem Gleichgewicht. Im freien Wasser ist dieses Gleichgewicht zu Gunsten des Fe3+ verschoben, im sauerstoffarmen Boden eher in Richtung Fe2+. Entziehen die Pflanzen dem Wasser Fe2+, wird es aus dem Pool der Fe3+-Ionen nachgebildet. Aber die Menge ist zu gering.

Da kommt der Aquarienpflanzendünger ins Spiel. Bei JBL konnte man dieses Problem lösen, indem die Mineralien im Dünger (JBL Proflora Ferropol) gegen den Sauerstoff im Wasser geschützt werden, indem sie mit Chelaten umhüllt werden. Neben dem Schutz gegen Wasseraufbereiter und Sauerstoff stellen die Chelate auch den Transportmechanismus bereit, um das Eisen oder andere Mineralien in die Pflanzenzellen zu transportieren. In der Natur übernehmen zum Beispiel Huminstoffe diese Aufgabe. Die zur Zeit verwendeten Chelate sind übrigens UV-C-sensibel und werden beim Durchfließen eines UV-C Wasserklärers zerstört. Die JBL-Forschungsabteilung hat einen Chelator gefunden, der UV-C-stabil ist und wird den optimierten Dünger in Kürze auf den Markt bringen.

Hier stimmt der Gehalt von Eisen, Kalium und Magnesium.

Sollte Eisen ausfällen oder auf dem Boden herumliegen, kann es nicht getestet werden und die Pflanzen können es nur noch mit ihren Wurzelhaaren erreichen. Wasserpflanzen, die ihre Nährstoffe hauptsächlich über ihre Blätter aufnehmen, haben dann ein dickes Problem.

Wer also seine Aquarienpflanzen, auch empfindliche Arten, erfolgreich pflegen möchte, sollte den echten Verbrauch an Mineralien in seinem Aquarium erst einmal ermitteln. Dazu wird nach Anleitung gedüngt und der Mineraliengehalt (Fe2+, K+ und Mg2+) gemessen. Am Folgetag wird wieder getestet, und schon bekommt man Werte, wie viele Mineralien in dieser Zeit verbraucht wurden. Daran kann die Düngemenge angepasst werden.

Die lila Farbe sollte sich im Idealfall nur langsam zeigen.

Mit dem JBL Proaqua Test Fe kann jeder zu Hause seinen Dünger prüfen: Man nehme einfach 5 ml destilliertes Wasser (enthält keine Eisenionen), gebe den Eisentest zu und wird keine Verfärbung sehen. Dann einen Tropfen Dünger zugeben und beobachten, was passiert: Wenn sich schlagartig eine lila Farbe bildet, liegt ungeschütztes „Eisen“ (Fe3+) vor, mit dem der Test sofort reagieren kann. Passiert der Farbumschlag aber langsam, zeigt dies, dass der Test die Chelatoren um das Fe2+ nach und nach knackt, das Eisen freilegt und dann erst den lila Farbkomplex bildet. So sollte es sein – viel Spaß bei der Chemiebastelstunde am Aquarium!