Beschreibung Titelbild: Prachtvoll gefärbtes Männchen von Parosphromenus quindecim.
Der Blumenornament-Prachtgurami – Parosphromenus quindecim
Text & Fotos: HANSJÜRGEN DIEKE
Dieser einmalig schöne Labyrinthfisch ist ein Kleinod für die Aquaristik und wurde erst im Jahr 2005 durch Kottelat & Ng beschrieben. Schon im Voraus gesagt: Alle Prachtguramis, die Arten der Gattung Parosphromenus, sind etwas für Spezialisten oder sehr erfahrene Aquarianer, denn es bedarf schon einiges an Wissen, um diese farbenprächtigen Tiere zu halten und letztendlich erfolgreich zu vermehren.
Die Ersteinfuhr von Parosphromenus quindecim nach Deutschland erfolgte erst im Jahr 2001 durch Aquarium Glaser. Damals wurde sie noch als eine unbeschriebene Art und unter dem Namen Parosphromenus „Manis Mata“ angeboten. Dieser Name, dem Malaiischen entlehnt, bedeutet „schönes Auge“. Auch weist der Name Manis Mata auf eine Ortschaft hin, die jedoch gut 100 Kilometer vom eigentlichen Fundort von P. quindecim entfernt ist.
Imponierende „Paro“-Männchen im Kopfstand.
Das eigentliche Vorkommen von P. quindecim ist Kalimantan Tenga in Indonesien, genauer gesagt die Umgebung der Ortschaft Nangah Tayap, wo er im Fluss Liong im Sungai-Pawan-Becken lebt. Er ist wie alle Prachtguramis ein Bewohner langsam fließender Bäche mit weichem und saurem Wasser. Der Blumenornament-Prachtgurami liebt Biotope mit überhängendem Blattwerk und einen Bodengrund mit Falllaub und ins Wasser ragenden Wurzeln vom am Ufer stehenden Buschwerk.
Der Artname quindecim nimmt Bezug auf die Einzigartigkeit seiner 15 Rückenflossenstrahlen. Ihre Anzahl kann jedoch nach Aussagen von Kottelat & Ng zwischen 15 und 23 Strahlen variieren. Der Blumenornament-Prachtgurami besitzt somit den längsten Rückenflossensaum aller bekannten Prachtguramiarten.
Ein Pärchen vom Blumenornament-Prachtgurami auf Futtersuche.
Ein gut eingerichtetes Aquarium mit vielen Versteckmöglichkeiten.
Die Männchen können eine maximale Größe von 5 cm erreichen, während die Weibchen mit zirka 4 cm Zentimeter deutlich kleiner und auch farblich schlichter sind. Wer balzende und rivalisierende Männchen beobachtet, wird von der Einmaligkeit ihrer Farbenpracht begeistert sein. Ihre prall gespannten, unpaaren Flossen wirken dann wie ein einheitlicher Flossensaum. Die Faszination ihrer plakativen Farben geht von diesen unpaaren Flossen aus.
Das dominierende Rot in den Flossen wird von schwarzen, blauen und schmalen hellen Farbbändern gesäumt. Die Körperfärbung ist in beiden Geschlechtern ockerfarben und wird durch zwei braune Längsstreifen unterbrochen. Der untere dunkle Streifen beginnt an der Maulspitze, verläuft durch das Auge bis zum großen, schwarzen Schwanzfleck. Die gespannten Flossensäume sind ein regelrechtes Farbspektakel und haben bei den Entdeckern sofort den Eindruck einer prächtigen Blume erweckt.
Optimale Bedingungen
Parosphromenus quindecim zählt zu den leichter zu züchtenden „Paros“. Er stellt nicht so hohe Ansprüche an die Wasserbeschaffenheit wie P. ornaticauda, der Rubin-Prachtgurami, welcher ein Vertreter für extremere Wasserwerte ist. Für Prachtgurami-Einsteiger ist der Blumenornament- Prachtgurami auf Grund dessen hervorragend geeignet.
P. ornaticauda ist ein Schwarzwasserfisch und etwas heikel in der Zucht.
Zur Haltung für ein Paar genügt ein Aquarium von 60 cm Länge mit etwa 54 Litern Inhalt. Da Parosphromenus-Arten in weichem, huminsäurehaltigem Wasser leben, muss das Medium bei härterem Leitungswasser durch Torffilterung oder Verschneiden mit gefiltertem Regenwasser angepasst werden. Optimal für die Zucht und Haltung sind ein pH-Wert zwischen 5,5 und 6 und eine Wasserhärte von 2 bis 4 °dGH.
Ich verwende ein Gemisch aus einem Teil Quellwasser von pH 5,5 und keiner messbaren Gesamt- und Karbonathärte und dem heimischen Leitungswasser mit 6 °dGH und pH 7. Nicht jeder kann auf Quellwasser zugreifen. Hier kann man auch auf volletnsaltzes („destilliertes“) Wasser aus dem Handel zurückgreifen, oder man filtert sein Leitungswasser über Torf. Die Spezialisten verwenden eine Torfkanone, in der Leitungswasser durch ein mit Torf gefülltes PVC-Rohr läuft.
Ein Männchen von Parosphromenum quindecim in Nominalfärbung.
Der Bodengrund kann aus überbrühten Torffasern oder solchem -granulat gewählt werden. Der dabei entstandene abgekühlte und geklärte Torfsud kann dem Zuchtwasser zugesetzt werden. Er enthält Huminstoffe wie Gerbsäure, die das Wasser ansäuert und ihm die erwünschte braune „Teefärbung“ gibt. Den pH-Wert bitte immer im Blick haben, um einen Säuresturz zu vermeiden.
Zusätzlich zum Bodengrund gebe ich einige trockene Rotbuchenblätter ins Becken. Sie sind von ledriger Konsistenz, zersetzen sich nicht so schnell und belasten das Wasser weniger. Sie bieten auch dem Weibchen Deckung und aufkommenden Jungfischen Schutz. Parosphromenus-Arten sind nicht als Laichräuber bekannt.
Ein balzendes Männchen (rechts) vor dem Weibchen.
Als Pflanzen für das bodengrundlose Zuchtbecken bietet sich idealerweise Javamoos (Leptochilus pteropus) an. Darin finden die aufkommenden Jungfische neben Schutz auch Kleinstlebewesen als erste Nahrung. Zur Oberflächendeckung ist Schwimmender Hornfarn (Ceratopteris cornuta) bestens geeignet. Ein wichtiges Utensil für die erfolgreiche Zucht von „Paros“ ist eine Laichröhre aus Bambus, Ton oder PVC.
Eine Filterung kann über einen kleinen, luftbetriebenen und mit einem Teil Torfgranulat und Filterwatte bestückten Eckfilter erfolgen. Die Wasserwerte pendeln sich bei mir bei pH 5,5-6 und 1-2 °dGH ein und sind ideal zur Zucht. Prachtguramis tolerieren Wassertemperaturen um 24-26° C. Auch muss man beachten, dass Paros Futterspezialisten sind und bevorzugt an Lebendfutter wie Cyclops, Schwarze Mückenlarven oder Moina gehen.
Parosphromenus bei der Futtersuche.
Kleines Schaumnest
Parosphromenus quindecim setzt man idealerweise als Paar an. Ist ein größeres Zuchtbecken verfügbar, empfiehlt sich ein Verhältnis von einem Männchen zu zwei Weibchen. Nach einer Eingewöhnungszeit wird das Männchen eine Höhle annehmen und ein kleines Schaumnest an der Höhlendecke bauen.
Das Weibchen hat mittlerweile einen Laichansatz und bedrängt das Männchen. Ist das Männchen ebenfalls hormonell stimuliert, wird es das Weibchen in der Brutröhre umschlingen und mit der Bauchseite nach oben drehen. Nun werden die Laichprodukte ausgestoßen. Die Größe des Laichs entspricht einem Stecknadelkopf, er ist von weißer oder gelber Farbe, was sicherlich futterabhängig ist. Die Anzahl der Laichkörner reicht von etwa 30 bis 80 Eiern.
Rivalisierende Parosphromenus-Männchen im Becken.
Immer wieder unterlegt das Männchen das Gelege mit Bläschen und fächelt Frischwasser zu. Heruntergefallene Laichkörner werden betreut, sind aber am nächsten Tag nicht mehr am Boden. Im transparenten Ei erkennt man bald die kleinen Schwänzchen und den großen Dottersack. Nach drei Tagen schlüpfen die Larven aus dem Ei und hängen zappelnd an der Röhrenwand.
Am vierten Tag haben sich die Augen gebildet, und die beginnende Pigmentierung lässt den kleinen Fischkörper erahnen. Mit dem fünften Tag kann man schon die inneren Organe durch den transparenten Körper erkennen. Nach sieben Tagen lassen die Larven schon die zukünftigen Jungfische erahnen und ihre Körperstrukturierung erkennen.
Am achten Tag purzeln schon einige Larven aus dem Schaumnest und trudeln zu Boden. Der Vater ist in seiner Arbeit voll gefordert. Die Larven besitzen an diesem Tag schon voll entwickelte Augen, sind fertig pigmentiert und ihr Dottersack ist kaum noch erkennbar. Am neunten Tag wollte ich noch ein Foto aus der „Paro“-Kinderstube machen, aber die Jungen waren schon ausgeschwommen. Dagegen hatte das Männchen schon wieder ein Schaumnest an der Decke der Röhre gebaut.
Ein frisches Gelege am ersten Tag.
Am dritten Tag schlüpfen die Larven.
Am fünften Tag nehmen die Larven eine Pigmentierung an und zehren noch vom Dottersack.
Am neunten Tag waren die Jungtiere schon ausgeschwommen.
Ich schickte ihnen einen Schwung frischgeschlüpfer Artemia-Nauplien und ein Pinselchen voller Mikrowürmchen als Erstfutter ins Becken. Diese Methode hat sich meiner Erfahrung nach gut bewährt. Ist es doch wichtig, gerade in den ersten Tagen den Jungen das entsprechende Futter anzubieten. Da ich über keinen Rädertierchenansatz verfüge, sind Mikrowürmchen für mich das wichtigste und hervorragendste Erstfutter. Aber auch sehr kleine Artemia-Nauplien oder feingesiebtes Tümpelfutter können angeboten werden.
Sehr wichtig ist die Aquarienhygiene, indem man täglich die abgestorbenen Futterreste vorsichtig mit einem dünnen Schlauch absaugt. Ergänzt wird mit frischem Wasser. Die kleinen „Paros“ wachsen gut heran und nach drei Wochen können neben Artemia-Nauplien auch Moina, Grindalwürmchen sowie gefrostete Cyclops gereicht werden.
Gesunde Jungfische sind der Lohn für die Zuchtarbeit.
Die Gattung Parosphromenus zählt zu den Sonderlingen unter den Labyrinthfischen. Ihr Lebensraum in den Dschungelgebieten von Malaysia machte ihre Entdeckung teilweise zu Zufallsfängen. Viele Areale sind noch unerforscht oder fallen dem Rodungswahn für Kautschuk-und Ölpalmenplantagen zum Opfer.
Alle Arten der Gattung Parosphromenus haben unsere Hilfe verdient. Im Jahr 2005 gründeten interessierte Aquarianer der „Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische“ im Rahmen einer Arbeitsgruppe das Parosphromenus-Projekt. Ein weiterer Anlaufpunkt ist der „Arbeitskreis Labyrinthfische im VDA“.