Beschreibung Titelbild: Auch mit Garnelen und anderen Wirbellosen können Kampffische gut zusammen gehalten werden.
Studie bestätigt: Kampffische verhalten sich auch in kleinen Becken arttypisch
Text & Foto: OLIVER MENGEDOHT
Titelbild: Dennerle
In einer Studie des Buntbarschlabors des Instituts für Biologiedidaktik der Justus-Liebig-Universität Gießen, ein Schülerlabor, wurden von Studierenden mehrere Exemplare männlicher Kampffische der Art Betta splendens über mehrere Monate unter vergleichbaren Bedingungen gehalten und beobachtet. Untersucht wurde die Eignung der Art für verhaltensbiologische Untersuchungen im Fachunterricht.
Der Siamesische Kampffisch ist eine der am längsten in Aquarien gehaltenen Zierfischarten. Speziell die männlichen Tiere zeichnen eine hohe Aggressivität, plakative Farben und die Variation der Flossen aus. Die Gemeinschaftshaltung von männlichen Tieren ist selbst in großen Aquarien fast nicht möglich, denn sie würden sich letztlich fast immer bis zum Tod bekämpfen.
Daher hat sich die Einzelhaltung von männlichen Tieren zu einem Trend in der Aquaristik entwickelt. „Teilweise werden dabei völlig ungeeignete Glaskugeln oder Kleinstaquarien mit nur wenigen Litern Inhalt verwendet“, sagt auch die Studie von Professor Hans-Peter Ziemek. „Meine Arbeitsgruppe stellte sich die Frage, unter welchen Bedingungen die Einzelhaltung von männlichen Betta splendens im Sinne des Tierwohls möglich ist.“
In der Studie wurden mehrere männliche Kampffische in 35-Liter-Aquariensets der Firma Dennerle über mehrere Monate unter vergleichbaren Bedingungen gehalten und beobachtet. Außerdem wurde ein Fisch in einem 55-Liter-Aquarium in die Studie einbezogen. Die Frage lautete, ob das langfristig artgerecht möglich ist und die Betta-splendens-Männchen in 35 Litern die gleichen Verhaltensweisen und die gleiche Aktivität zeigen wie in einem 55-Liter-Becken.
Dennerle hat sich nicht nur an der Studie beteiligt, sondern außerdem auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse eine neue Produktreihe entwickelt mit dem Hauptfutter „Betta Booster“, einem Wasseraufbereiter und „Betta Care“ für Schutz und Pflege von Schleimhäuten, Kiemen und Flossen der empfindlichen Kampffische.
Der natürliche Lebensraum
Der Erstbeschreiber Regan beschrieb das Vorkommen der Art in Siam (dem heutigen Thailand). Der bevorzugte Lebensraum sind stehende oder kaum fließende Gewässer unterschiedlichster Größe. Mit der Kultivierung großer Flächen im Verbreitungsgebiet zum Anbau von Reis leben die Populationen vornehmlich in Reisfeldern und deren Wasserversorgungssystemen. Dominiert werden diese Standorte durch dichte Pflanzenbestände. Für die Aquarienhaltung relevant sind die umfangreichen Vorkommen von Schwimmblattpflanzen.
Die Pflanzen bieten Schutz vor Fressfeinden und verhindern eine zu starke Erwärmung des Wassers. Die Tiere können aber auch in geringen Restwassermengen (bis drei Zentimeter Wassertiefe) mit Temperaturen bis 35 °C zeitweise überleben. Insgesamt schwanken die Temperaturen im Jahresverlauf zwischen 22 und 33 °C.
Das Wasser in den Habitaten ist leicht sauer und ohne größere Keimbelastung. Der Anteil von Huminstoffen kann variieren. Der Bodengrund in Reisfeldern besteht aus feinkörnigem Material mit sandigen und schluffigen Anteilen. Holz und Steine spielen in den kultivierten Wasserflächen keine Rolle.
Protokollblatt und in Quadranten aufgeteiltes Testaquarium in der Justus-Liebig-Universität Gießen. (Grafik/Foto: Ziemek et al. (2022))
Versuch und Fazit
Die beobachteten Fische bewegten sich während des Beobachtungszeitraums vornehmlich in Bodennähe, selten in den oberen Bereichen oder beim Luft holen an der Oberfläche. Die Bewegungen erfolgten langsam. Die großen Schwanz- und Rückenflossen behinderten die Tiere beim langsamen Schwimmen nur wenig. Eine Bevorzugung bepflanzter Bereiche wurde nicht beobachtet.
Es kam zu Drohverhalten, wenn der Sichtschutz gegenüber dem Kampffisch im Nachbarbecken weggenommen wurde. Die Vergesellschaftung der Einzeltiere mit Garnelen und Rennschnecken funktionierte dagegen erwartungsgemäß problemlos. Die Kampffische reagierten nicht nachweisbar auf die anderen Organismen.
Insgesamt gab es jedoch keine Unterschiede zwischen den Aktivitätsmustern in den 35-l- und dem 55-l-Aquarium. Die Schwimmfreudigkeit des Fischs im 55-l-Becken war nicht deutlich erhöht im Vergleich zu den Tieren in den kleineren Becken. Keines der beobachteten Tiere bewegte sich in stereotypen Formen durch das Aquarium.
Das Fazit der Studie lautet demnach eindeutig: „Eine Haltung der männlichen Einzeltiere ist in den eingesetzten Aquarien entsprechend der arttypischen Verhaltenselemente von Betta splendens langfristig möglich.“ Entscheidend für das Wohlergehen der Tiere seien die beschriebenen Umweltparameter und das Vorhandensein von geeignetem Futter.
Literatur
ZIEMEK, H.P. et al. (2022): Beobachtung und Vergleich des Verhaltens von Betta splendens Männchen in 35 L und 55 L Aquarien. Universitätsbibliothek Gießen.