Die Natur nachstellen

Die Natur nachstellen

Die Lebensräume der Hexenwelse in Südamerika

Text & Fotos: HEIKO BLESSIN


Leider erhalten wir Aquarianer nur wenige Informationen über die Biotope, in denen unsere Fische leben. Noch weniger Informationen bekommen wir über die Fischarten, mit denen unsere gepflegten Aquarienfische in der Natur zusammenleben. Manchmal ist es so, dass sie zwar im gleichen Biotop (vergleichbar mit einem Haus) leben, aber in einem anderen Habitat (das wäre dann eine andere Wohnung oder anderes Stockwerk).

Ein Hexenwels und ein Crenicichla stehen in starker Strömung.

Beispielsweise leben Hexenwelse im gleichen Biotop wie die Antennenwelse, also in identischen Wasserwerten, gleicher Strömung und gleichen Lichtverhältnissen, aber in einem anderen Habitat. Die Hexenwelse sind immer auf dem Sand- oder Schlammboden zu finden, während die Saugwelse immer an einem festen Substrat zu sehen sind, also am Holz oder an Steinen. Oft sind Hexenwelse auch im gleichen Habitat wie Panzerwelse zu beobachten. Sie liegen nur mehr herum als die gepanzerten Kollegen, die tatsächlich recht viel schwimmen.

Auf JBL-Expeditionen nach Brasilien, Venezuela und Kolumbien konnten wir Hexenwelse ausschließlich auf feinem Bodengrund beobachten. Im Aquarium kann dies sehr gut mit dem JBL-Boden SANSIBAR RIVER oder SANSIBAR WHITE nachgestellt werden. Wir konnten Hexenwelse nie auf grobem Kies oder auf Steinboden finden. In seltenen Fällen waren sie auf Algenbeständen unterwegs.

Ideal für Hexenwelse: der Rio Atabappo und seine Nebenflüsse in Kolumbien.
Hexenwelse sind nicht scheu!

Bei einigen Fischarten ist deutlich zu sehen, ob sie Strömung oder ruhiges Wasser bevorzugen. Bei den beobachteten Hexenwelsarten war dies nicht eindeutig. Die gleichen Arten waren sowohl in sehr ruhigen als auch in stark fließenden Gewässern unterwegs. Durch ihre Körperform benötigten sie sehr wenig Energie, um sich in Strömung fortzubewegen. Mit Strömungsmessgeräten konnten vor Ort in der Natur zwischen 1,4 und 11 km/h an Strömungsgeschwindigkeiten ermittelt werden.

Auch in kleinen Urwaldflüssen leben Hexenwelse.
Panzerwelse leben oft im gleichen Habitat.

Im Aquarium war dagegen totale Flaute, wenn am Filterrückstrom ein Sprührohr montiert war. Doch auch ohne Sprührohre oder Breitstrahlauslass erreichten Innen- und Außenfilter kaum mehr als 1,4 km/h. Erst mit entsprechenden Strömungspumpen (JBL ProFlow u2000) konnte eine Strömung mit über 2 km/h erreicht werden.

Biotop mit Antennen-, Hexen- und Panzerwelsen.
Ein seltener Anblick: Hexenwels auf Algenrasen.


Nachts unterwegs

Ein seltenes und praktisch nie dokumentiertes Erlebnis war das Nachttauchen bzw. Schnorcheln im tropischen Südamerika. Viele fürchten die nachtaktiven Kaimane, aber die Panzerechsen haben mehr Angst als Hunger. Sie halten Abstand, und nur sehr selten bleiben sie unter Wasser in Sichtweite. Einzig der bis zu sechs Meter lange Schwarze oder Mohrenkaiman (Melanosuchus niger) kann Menschen gefährlich werden. Genau deswegen wurde er überall massiv bejagt und ist extrem selten geworden.

Aber uns ging es um nachtaktive Fische, und dazu gehören auch die Hexenwelse, die nachts ebenso unterwegs waren wie einige andere Welsarten, die jedoch tagsüber nie anzutreffen waren. Das Verhalten der Hexenwelse war nachts identisch mit ihrem Verhalten tagsüber. Sie waren nicht in anderen Habitaten unterwegs, wie es bei anderen Fischarten oft zu beobachten ist, weil die Nacht einen besonderen Schutz bietet.

Nachts fressen die Hexenwelse hier Kieselalgen.

Bei der Nahrungsaufnahme war zu sehen, dass die Tiere nicht sehr wählerisch waren. Sie waren auf Algenrasen ebenso zu sehen wie auf „leeren“ Sandböden, auf denen nur Biofilme und die Mikrofauna auf bzw. im Sand fressbar waren. Im JBL-Futtersortiment sind die Tabletten für Panzerwelse (JBL PRONOVO CORYDORAS) im Wechsel mit Grünfutterchips (JBL PRONOVO PLECO) für Hexenwelse ideal.

Da die Tiere in der Natur auch sehr gerne Insektenlarven fressen, sind Rote Mückenlarven (JBL PRONOVO FIL) und Futtersticks (JBL PRONOVO INSECT) eine artgerechte Ergänzung. Da diese Futtersorten schwimmen, müssen sie vorher eingeweicht werden.

Wunderschön und gut getarnt.

Wer in tropischem Süßwasser die Gelegenheit zum Schnorcheln hat, sollte sie unbedingt wahrnehmen! Sogar ausgedehnte Sandflächen können sehr interessant sein: Dort besteht nicht nur die Chance, Süßwasserrochen zu sehen, sondern auch die tolle Gruppe der Hexenwelse.

Hexenwelse durch Mulm getarnt.

Die nächste JBL-Expedition führt nach Peru. Im amazonischen Tiefland bei Iquitos und Tarapoto besteht eine sehr gute Chance, auf Hexenwelse zu treffen. Komm doch mal mit!

Anmeldungen über die JBL Homepage unter www.jbl.de/expedition. Jeder Naturbegeisterte, der am liebsten 25 Stunden am Tag in der Natur verbringen würde, ist willkommen!