Was nötig ist, um am Diskus-Championat teilzunehmen
Text & Fotos: MICHAEL J. SCHÖNEFELD
Diskus-Championate haben in Deutschland eine lange Tradition. Norbert Zajac war der erste Veranstalter, der einen Wettbewerb für den König der Aquarienfische in Deutschland auf die Beine stellte. Ende der 90er-Jahre veranstaltete er in Duisburg das erste Internationale Diskus-Championat im Rahmen der Messe Zierfisch & Aquarium. 2010 wurde dieses international anerkannte Event zum letzten Mal abgehalten. Bereits zwei Jahre später organisierte Michael J. Schönefeld in Dortmund das erste European Discus Championship, welches 2024 nun zum fünften Mal im Rahmen der Aqua Expo veranstaltet wird.
In Deutschland findet seit sechs Jahren wieder ein Diskus-Championat statt. Im Rahmen der Messe Aqua Expo 2024 in Dortmund wird das „5th European Discus Championship“ veranstaltet.
Aus welchen Gründen ist es wichtig, dass solche Bewertungsshows stattfinden? Zum einen erhalten ambitionierte Züchter die Chance, ihre Fische von einer anerkannten Jury bewerten zu lassen. Die Juroren haben dann auch die Möglichkeit, im Gespräch vor Ort darauf einzugehen, wieso, weshalb und warum der Diskusfisch so bewertet wurde. Dazu kommt, dass es eine unheimliche Publicity für den Züchter ist, wenn sein Fisch auf einem der ersten drei Plätze landet.
Nicht zu vergessen ist der wirtschaftliche Aspekt: Ein Diskuszüchter, der mit vielen Pokalen oder Urkunden ausgezeichnet wurde, kann seine Tiere teurer verkaufen als ein Züchter, der für seine züchterische Leistung (noch) nicht ausgezeichnet wurde. Ein Nebeneffekt solcher Veranstaltungen ist aber auch immer das Treffen und der persönliche Austausch mit anderen Züchtern.
Bei Zierfischen ist es nicht wesentlich anders als bei Katzen- oder Hundeausstellungen: Die Züchter sind stolz auf ihre wunderschönen Tiere und möchten einen Pokal für ihre züchterische Leistung.
Dieser schöne Rottürkis-Diskus war 2012 beim Championat in Dortmund zu sehen und holte einen Pokal.
Das erste Mal
Nun ist es so, dass es für alles im Leben immer ein erstes Mal gibt – so ist es auch mit der Teilnahme an einem Diskus-Championat. Was ist zu berücksichtigen und wichtig, wenn ich mich dazu entschlossen habe, mit einem oder gar mit mehreren Fischen am Wettbewerb teilzunehmen? Im Vorfeld ist es manchmal hilfreich, sich die Meinung anderer Diskusfreunde mit langjähriger Erfahrung zu seinen eigenen Fischen einzuholen. Diese können helfen, die Fische der richtigen Bewertungskategorie zuzuordnen, wenn man sich hierbei unsicher ist.
Informiere Dich beim Veranstalter über die Wasserparameter, die den Tieren im Championat geboten werden und – wenn nötig – gewöhne die für den Wettbewerb vorhergesehenen Fische zuhause einige Zeit im Voraus an diese Wasserwerte. Füttere die Tiere mindestens zwei Tage vor dem Transport nicht mehr, damit kein Kot im Transportbeutel das Wasser unnötig belastet.
Rob de Fouw aus den Niederlanden gewann in Duisburg mit diesem „Braunen Wildfang“ (Symphysodon haraldi) den Pokal „Bester Wildfang“. Das Tier beeindruckt unter anderem durch die exzellente Körperform und die fast flächige, zeichnungsfreie Grundfarbe.
Für den Transport benötigst Du angemessen große und stabile Fischtransportbeutel, breite Gummibänder, eine Styropor box und Heatpacks. Eine Sauerstoffflasche, um den Beutel mit Sauerstoff aufzufüllen, sollte selbstverständlich vorhanden sein. Versendet werden darf nur mit zertifizierten Tiertransportdiensten, in Deutschland ist dies zum Beispiel der Dienstleister „Go!“. Am besten ist es natürlich, die Tiere selbst zum Veranstaltungsort zu bringen und persönlich abzuliefern, aber das ist abhängig von der Entfernung nicht immer und jedem möglich.
Foto: Christian Kubitschka
Foto: Christian Kubitschka
Heatpacks (1) sind wichtig, um die Temperatur in der Styroporbox (2) zu halten – vor allem in der kalten Jahreszeit unabdingbar. Viel Sauerstoff (3) ist wichtiger als viel Wasser im Transportbeutel (4). Die Transportbeutel werden immer mindestens doppelt genommen, um ein Durchstechen des Beutels mit den Flossenstrahlen zu vermeiden. Außerdem werden die Beutel mit Zeitungspapier oder schwarzer Folie ausgekleidet, um Lichtirritationen zu vermeiden. Stabile Gummibänder sind außerdem empfehlenswert und sollten den dünnen Gummis vorgezogen werden. In der Styroporbox dann den oder die Beutel legen und die Box ausstopfen, damit sich die Tüte nicht viel bewegen kann.
Bewertung und Noten
Jedes Jurymitglied bewertet unabhängig von den anderen jeden Fisch – ohne zu wissen, wem das Tier gehört. Die Bewertungskriterien (1. Gesamteindruck, 2. Körpergröße, 3. Proportionen, 4. Flossen, 5. Schwanz, 6. Kiemen, 7. Augen und 8. Körperzeichnung und Farbe) werden nach einem Notensystem von 1 bis 5 bewertet. Die beste und die schlechteste Preisrichterbewertung für jeden einzelnen Fisch wird automatisch gelöscht, um eine Bevorzugung einzelner Fische auszuschließen.
Eine renommierte, international aufgestellte Jury bewertet die Partizipanten nach verschiedenen Gesichtspunkten unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Leider gibt es noch keine international geltenden Bewertungsregeln für Diskus- Championate. Jede Veranstaltung dieser Art hat mehr oder weniger ihre eigenen Standards. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die international arbeitende Organisation World Discus Association, welche sogar Schulungen für Preisrichter (online und live) gibt. Und jetzt: viel Erfolg!
