„Aus der Wiege ins Aquarium gefallen“

„Aus der Wiege ins Aquarium gefallen“

Beschreibung Titelbild: Marco vor seiner Zuchtanlage. (Foto: Marco Mann)

Marco Mann ist ein engagierter Züchter aus Sachsen-Anhalt

Text: ULLI BAUER
Fotos: MARIO BEYERSDORF


Marco Mann ist ein Aquarianer mit Leib und Seele und hat sogar sein Hobby zum Beruf gemacht. Der 46 Jahre alte Züchter aus Staßfurt in Sachsen-Anhalt erlernte den Beruf des Zoofachhändlers im elterlichen Geschäft und wechselte nach etwa zehn Jahren zu Zoo & Co. Mittlerweile gehört „sein“ Zoofachmarkt zu Fressnapf. Hier ist der Züchter seit 20 Jahren beschäftigt – und genauso lange ist er jetzt schon ausschließlich in der Aquaristik-Abteilung tätig.

Und es kam, wie es kommen musste: Marco kam irgendwann an den kleinen bunten Krabblern nicht mehr vorbei, und so fing er vor etwa zehn Jahren auch privat mit der Garnelenhaltung an – ganz klassisch und einsteigerfreundlich mit Neocaridina in Rot, Blau und Gelb. Seine ersten Garnelenaquarien fanden Platz in einem ungenutzten Zimmer.

Toll anzuschauen: Eine Gruppe Neocaridina davidi „Yellow Neon“.

Und wie es gerne so geht, wurden recht schnell aus den paar Aquarien 30 Becken. Marco hält mittlerweile alle gängigen Farben an Neocaridina- und auch Caridina-Garnelen wie Red und Black Bee. Die Aquarien durften in den Keller umziehen, weil sich das Aquarienzimmer im Altbau über der familiären Wohnstube befand und etwas Sorge um die Tragfähigkeit der Decken aufkam.

Wettbewerbs-Caridina mit durchgefärbten Beinen. (Foto: Christian Splettstößer)

Der Umzug ist nun zehn Jahre her, und da im Keller nochmals deutlich mehr Platz war, nennt Marco nun eine Anlage mit 330 Aquarien sein Eigen: jeweils 100 Becken mit 12 Litern, 170 mit 25 Litern und 60 Becken mit 50 Litern Fassungsvermögen. Gefiltert wird über Doppelluftheber mit XL-Schwämmen oder über Hamburger Mattenfilter.


„Oldschool“-Varianten

Marco hält in seiner Anlage alle gängigen Neocaridina-Farbschläge und über 20 verschiedene Caridina-Arten und -Farbvarianten. Dabei konzentriert er sich bewusst auf die „Oldschool“-Varianten wie Panda, King Kong und Co. Auch neuere Garnelenzüchtungen wie Orange Eyes und Galaxys haben den Weg in seine Zuchtbecken gefunden. Seine absolute Lieblingsvariante sind Fancy Tiger. Neben seinen Garnelen hält und züchtet Marco auch noch einige hübsche Aquarienschnecken, zum Beispiel Theodoxus dalmaticus, die Balkan-Napfschnecke.

Der Züchter verfolgt mehrere Ziele: Er möchte vor allem die klassischen Varianten in ordentlicher Qualität erhalten, aber auch seine anderen Stämme immer ein Stückchen besser machen.

Ein Teil von Marcos großer Zuchtanlage.

Blick in den gut ausgestatteten Zuchtkeller.

Er konnte seine züchterische Arbeit schon mehrfach unter Beweis stellen. Mit seinen Tieren gewann er schon den einen oder anderen Pokal, darunter war beispielsweise 2019 in Kalkar beim World Shrimp Cup der erste Platz in der Kategorie „Rilis“. Zuletzt räumte er im Oktober 2024 bei der Aqua Expo in Dortmund vier dritte, drei zweite und einen ersten Platz ab – der Goldpokal ging an seine grünen Rilis, auf die Marco besonders stolz ist. In Kalkar zeigte er die Tiere zum ersten Mal der Öffentlichkeit, die bis dahin eigentlich noch nirgends zu sehen waren.

Hier bekommt Marco in Dortmund beim TGISC seinen Goldpokal von Michael J. Schönefeld. (Foto: Oliver Mengedoht)

Das sind allein die Pokale vom TGISC in diesem Jahr! (Foto: Marco Mann)


Deutsche Nachzuchten

Seine Neocaridina-Arten hält er in reinem Leitungswasser; in diesen Aquarien liegt der pH-Wert bei ungefähr 7,5 und die Gesamthärte bei 13 °dGH. Sämtliche Caridina-Garnelen sitzen bei ihm in Aquarien mit Osmosewasser, das auf einen Leitwert von etwa 300 μS aufgesalzt wird. Wasser wechselt Marco je nach Besatzdichte bis zu 80 Prozent pro Woche.

Seine Neocaridina sitzen in Aquarien mit feinem Naturkies, während er seine Caridina fast ausschließlich auf Tropica-Soil hält. Den Bodengrund tauscht Marco erst, wenn das Becken nicht mehr rund läuft. Mulm saugt er so gut wie nie ab. In den Neocaridina-Aquarien verzichtet der Anhaltiner bewusst größtenteils auf Pflanzen, damit die Zuchtselektion einfacher ist. In seinen Aquarien für Caridina hat er Moose, Bucephalandra und Süsswassertang.

Rote Caridina sp. auf einem Walnussblatt.

Orange Neocaridina mit Posthornschnecken.

Gefüttert werden die Garnelen immer im Wechsel mit GT Essential life und seinem eigenen Futter, das der Züchter aus über 20 verschieden Zutaten herstellt. Zudem liegen immer grün getrocknete Walnussblätter als Dauerfutter in seinen Aquarien.

Auch wenn‘s mal nicht so läuft, gibt Marco nicht auf und knabbert an einer Lösung. Er ist erst zufrieden, wenn es seinen Tieren wirklich gut geht.

Dies sind Marcos Neocaridina davidi „Blue Dream“.

Eine Caridina sp. beim TGISC in Dortmund. (Foto: Christian Splettstößer)

Klassische Taiwan Bees: Caridina sp. „Red Ruby“.

Der Anhaltiner findet es besonders schade, dass es im Fachhandel bei den Garnelen so wenige deutsche Nachzuchten gibt; die meisten Tiere kommen immer noch aus Asien über den Großhandel in die Zoogeschäfte. Er betreibt seine Garnelenzucht mittlerweile gewerblich und arbeitet mit einigen Fachgeschäften und Onlineshops zusammen, darunter Garnelen Direkt von Frank Schenk – so trägt er aktiv seinen Teil dazu bei, dies ein Stück weit zu ändern.

So sind die Zuchtaquarien für die Neocaridina-Garnelen eingerichtet. (Foto: Marco Mann)

Klare Trennung der Farbflächen: Neocaridina davidi „Orange Rili“. (Foto: Marco Mann)

Auch diese klassischen Taiwan Bees möchte Marco züchterisch erhalten. (Foto: Marco Mann)

Er findet, die kleinen Krabbler müssen eigentlich nicht über den halben Erdball transportiert werden, wenn sie auch hier in ordentlicher Qualität nachgezogen werden können.