Beschreibung Titelbild: Eine Minilandschaft aus Seiryusteinen.
Was es bei der Auswahl von Steinen für das Süßwasseraquarium zu beachten gilt
Text & Fotos: THOMAS BAUMEISTER
Steine sind wohl mit das am häufigsten verwendete Dekomaterial in unseren Süßwasseraquarien. Der Einsatzbereich von Steinen in der Aquaristik ist mannigfaltig: Ob als Felswand, einzelne Steinanhäufungen, Gebirgslandschaften oder sich unterordnend in Landschaftsbilder – Steine gehen eigentlich immer.
Heute hat der Aquarianer eine so große Auswahl, dass man hier kaum alle Steinarten beschreiben kann. Eine Voraussetzung ist jedoch allen Steinen gleich: Sie müssen aquarientauglich sein. Was bedeutet das? Steine dürfen das Aquarienwasser nicht belasten, damit die darin befindlichen Lebensformen keinen Schaden nehmen.
Um zu verstehen, wie sich die Gestaltung mit Steinen auf das Aquarienwasser auswirkt, untergliedere ich die Steine zunächst einmal in die grobe Kategorie „wasseraufhärtend“ und „wasserneutral“. „Neutral“ ist schnell erklärt: Diese Steine geben schlicht und einfach keine Stoffe, die den KH- oder GH-Wert beeinflussen, an das Wasser ab und auch keine toxischen Substanzen, die Tiere und Pflanzen krank machen könnten.
Mit Seiryus kann man ganze Canyons bauen.
„Wasseraufhärtend“ ist schon etwas komplizierter. Steine, die gering oder massiv aufhärten, beinhalten Kalk (Kalziumkarbonat, CaCO3). In welchen Mengen dieser Kalk aus dem Stein gelöst wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Wasserbeschaffenheit: Je weicher das Wasser, desto weniger Kalk wird gelöst und an das Aquariumwasser abgegeben. Bedeutet, in reinem Osmosewasser würden diese Steine nur unwesentlich die Härte verändern.
Bodengrund: Sogenannte Soil-Böden besitzen die Eigenschaft , dass sie den KH- und GH-Wert des Ausgangswassers senken, was wiederum die Abgabe von Kalk verlangsamt, aber nicht verhindert.
Der CO2-Gehalt: Durch gelöstes Kohlendioxid im Wasser entsteht Kohlensäure, die den Kalk aus den Steinen löst und damit das Wasser aufhärtet – besonders, wenn dem Aquarium CO2 zugeführt wird.
Schuppenstein mit „Yellow King Kong“-Garnelen.
Auswirkung von Kalk
Woran erkennt man denn überhaupt, ob ein Stein kalkhaltig ist? CaCO3 ist – einfach gesagt – in seiner Farbgebung grauweiß bis weiß. Bei Steinen, die mit Adern in dieser Farbe durchzogen oder auch komplett weiß (Lochgestein) sind, kann man davon ausgehen, dass sie kalkhaltig sind.
Zuverlässiger ist allerdings eine Prüfung mittels Säuren, z.B. Zitronen-, Essig- oder Salzsäure, aber auch Eichenextrakt. Dazu träufelt man lediglich einige Tropfen auf den Stein. Fängt es an zu schäumen, findet eine Reaktion statt , bei der die Säure den Kalk löst.
Im Aquarium spaltet die durch CO2-Zugabe entstehende Kohlensäure den Kalk in Kalkionen sowie Karbonate auf. Kalkionen erhöhen die Gesamthärte GH, Karbonate hingegen die Karbonathärte KH. Diese Reaktion ist im Aquarium messbar.
Sollen kalkhaltige Steine als Layout für ein Aquarium verwendet, die Aufhärtung jedoch möglichst gering gehalten werden, gibt es drei Möglichkeiten: Osmose-, Regen- oder sehr weiches Leitungswasser, Soil-Böden oder industrielle Produkte, die Wasser weicher machen – diese muss man aber ständig benutzen.
Einsatz von Steinen
Kommen wir nun zu den Steinen, die meines Erachtens nach am häufigsten in der Aquaristik zu finden sind. Kalkhaltige Steine:
Seiryu (Mini-Landschaft , Canyon-Stein): Karstiges, graues Gestein für puristische Aufbauten in Aquarien mit asiatischem Flair. Amano hat diesen Stein bekannt gemacht, als er diesen oft für seine Scapes benutzt hat.
Amano hat oft Canyon-Steine für seine Scapes benutzt.
Seegebirge: Grau-beiger, zerklüfteter Stein für raue und charaktervolle Dekorationen. Wirkt sehr natürlich und wild. Dieser Stein ist der Hammer. Er hat jede Menge Spalten und Risse, wirkt zerklüftet und vom Wetter gezeichnet. Daduch erhält dieser Stein seinen unverwechselbaren, wilden Charakter.
Ein „Seegebirge“ fertig bepflanzt.
Diese Seegebirge-Steine erinnern an die Felsformationen in der Sächsischen Schweiz.
Pagoden-Stein: Dieser kleine Fels asiatischen Ursprungs hat seinen Namen zurecht erhalten. Durch die markanten, optisch mehrgeschossigen Aufbauten wirken diese Steine wie die Turmaufbauten asiatischer Bauwerke. Von knollenartiger bis feingliedriger Struktur.
Pagodensteine wirken wie mehrgeschossige Aufbauten.
Lochgestein: Wohl der kalkhaltigste Stein für Süßwasseraquarien. Bizarr geformtes, weißliches Kalkgestein mit Löchern und Vertiefungen. Diese Steine werden oft für Malawiseebecken genutzt, wobei ich hier darauf hinweisen will, dass Tiere möglicherweise in den Löchern stecken bleiben könnten.
Neutrale Steine
Schuppen- oder Drachenstein: Einer der bekanntesten asiatischen Steine, mit dem sich optisch tolle Scapes verwirklichen lassen. In die zahlreichen Vertiefungen können Moose und kleine Aufsitzerpflanzen eingesetzt werden. So kann man zerklüftete Bergszenarien mit Schluchten darstellen.
Voll bepflanztes Becken mit Schuppensteinen.
Versteinertes Holz: Ein Stein in der Farbe der trockenen Landschaft Australiens, rotbraun-braun, zum Teil durchzogen von unendlich vielen kleinen Rillen. Diese Steine haben oft eine säulenartig oder flache Form, wodurch sich ganz eigene Landschaftsbilder gestalten lassen.
Versteinertes Holz ist oft durchzogen von vielen kleinen Rillen.
Lavastein: Leicht mit poröser Oberfläche, in den Farben Rot-Rotbraun über Dunkelgrau bis fast Schwarz. Schwarze Lavasteine findet man nicht so häufig im Handel wie rote. Besonders die schwarze Lava bildet einen tollen Kontrast zu hellgrünen Pflanzen und Moosen. Durch die poröse Oberfläche besonders geeignet, um Moose und andere Aufsitzerpflanzen zu befestigen. Die poröse Oberfläche der Steine erleichtert es den aufgebundenen Pflanzen, mit ihren Wurzeln schneller Halt zu finden.
Schwarze Lavasteine gibt es nicht so oft im Handel, sie sind aber schön für den Kontrast.
Auch bei der Steinauswahl sollte man immer das große Ganze im Blick haben. Zuerst darüber nachdenken, was den Tieren und Pflanzen gerecht wird, die man pflegen will. Danach kann man sich über die passenden Steine Gedanken machen und sich sein Layout zusammenstellen.